Verschreckt Trump deutsche Urlauber?

Washington – Auf der Reisemesse
IPW (3. bis 7. Juni) präsentieren sich die USA jedes Jahr als Reiseziel von Weltrang. Doch 2017 gibt es ein Problem, und das sitzt nur eine gute Viertelstunde zu Fuß vom Washington Convention Center entfernt im Weißen Haus: Donald Trump.

Diesen Namen nehmen die US-Touristiker aber ebenso ungern in den Mund wie die Worte «unser Präsident». Viele sagen nur «der 45.» – als sei das Übel geringer, wenn man es nicht direkt benennt. Denn eines ist allen klar: Trump wirbt derzeit in etwa so überzeugend für USA-Urlaub wie ein Schlachter für den Streichelzoo.

Wie lassen sich die USA als attraktives Reiseziel verkaufen, während ihr Präsident das Land am liebsten abschotten würde? Und warum sollte ein Tourist noch in die USA reisen, wenn ihm «extreme vetting» droht, eine extrem strenge Einreisekontrolle? Man will ja in den Urlaub und keine Festung erobern.

Es ist ein Wettstreit um die Wahrnehmung des Urlaubers. Trump attackiert den deutschen Exportüberschuss als «sehr schlecht», beharrt auf seinen Plänen für ein Einreiseverbot von Menschen aus sechs mehrheitlich islamisch geprägten Staaten und erwägt ein Laptop-Verbot im Handgepäck auf Flügen in die USA. «Das sind alles Negativ-Botschaften», sagt Tilo Krause-Dünow, Geschäftsführer des auf Nordamerika spezialisierten Reiseveranstalters Canusa und Vorstandsmitglied im deutschen Visit USA Committee (VUSA).

Die US-Reiseindustrie hält mit einem großen «Welcome» dagegen. Auf dem IPW ist diesem Wort nicht zu entkommen. Ausländische Besucher, das ist die Botschaft, sind in den USA weiterhin absolut willkommen. Und wie reagiert der deutsche Urlauber nun?

Die Lage bei den Reiseveranstaltern ist uneinheitlich. «Wir sehen keinen Trump-Effekt», sagt Robin Brückner von der Tui, die ihr Angebot in den USA stark ausgebaut haben. Die Gästezahlen seien zweistellig im Plus. Bei Canusa liegen die USA insgesamt leicht im Plus, auch wenn der April ein schlechter Buchungsmonat gewesen sei. FTI kommt in etwa auf die Gästezahlen des Vorjahres. Bei Dertour sind die negativen Auswirkungen durch den Präsidenten Trump laut Produktmanager Jörn Krausser «marginal». Spezialist America Unlimited sieht dagegen ein Minus von zehn Prozent im Vergleich zu 2016.

Dramatische Einbrüche sehen anders aus. Sorgen gibt es aber schon, auch wenn die Veranstalter Gelassenheit demonstrieren. Bei Trump sei eine Salamitaktik immer neuer Ankündigungen zu beobachten, sagt Krausser – zuletzt der Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen. Solche Entscheidungen sind vielen kaum vermittelbar und färben negativ auf das Image der USA als Reiseland ab. Was kommt noch? Gibt es eine rote Linie? «Das wissen wir nicht», gibt Krausser zu.

Tui-Produktmanager Brückner verweist auf einen wichtigen Punkt: «Jeder hat seine Meinung zu Trump, aber die grundsätzlichen Bedingungen für Reisende in den USA haben sich nicht geändert.» Einen negativen Einfluss auf die Reisezahlen werde man erst sehen, wenn die Einreisebestimmungen tatsächlich verschärft werden sollten. Bislang hat Trump das nicht durchgesetzt. Auch deutsche Touristen können über das Esta-Verfahren ohne ein Visum in die USA einreisen.

Hinzu kommt der Reiz des Ziels selbst, der erstmal wenig mit Politik zu tun hat. «Wer die Nationalparks sehen will, dem ist Trump egal», sagt Krausser. «Wer in Kalifornien oder auf Hawaii unterwegs ist, der denkt nicht an den Präsident in Washington», meint auch Krause-Dünow.

Eine bittere Pille mussten die Deutschen ohnehin bereits verdauen, bevor die Trump-Administration sich ans Regieren machte: den starken US-Dollar. Saftige Preisaufschläge für USA-Reisen gab es bei den Veranstaltern bereits von 2015 auf 2016. Dass sich die Preise für 2018 noch einmal spürbar erhöhen, davon gehen die Reiseanbieter derzeit aber nicht aus.   

Momentan sieht es also nicht so aus, als kehrten die Deutschen den USA massenhaft den Rücken. «Es gibt keinen Grund zur Panikmache», sagt Timo Kohlenberg, Geschäftsführer von America Unlimited. Die USA stünden in diesem Jahr auf der Liste der Trendziele vielleicht nicht ganz oben. «Aber das Land kann weiterhin überzeugen. Wir versuchen, gelassen zu bleiben.»

Etwas gestresster sind da schon die Touristiker in den USA, die für Urlaub in New York oder Los Angeles werben, für Montana oder Maine, für den Grand Canyon oder die Florida Keys. Ein weit verbreitetes Gefühl bei ihnen ist tatsächlich Scham. Der Präsident, so erzählen es viele Besucher aus dem Ausland, ist vielen Amerikanern peinlich.   

Die Politik des Präsidenten sei zu einer Art «grotesker Unterhaltungsshow» geworden, sagt der Nordamerika-Verantwortliche eines großen deutschen Reiseveranstalters. Der deutsche Urlauber sieht das womöglich ähnlich. Das Erlebnis New York, die Rundreise durch die prächtigen Nationalparks im Westen oder den Badeurlaub in Florida lässt er sich aber vorerst trotzdem nicht nehmen.

Doch wer weiß, welche Idee als Nächstes aus dem Weißen Haus kommt? Donald Trump, der einmal als Größe im Reality-Fernsehen galt, ist immer für eine Überraschung gut. The show must go on.


(dpa/tmn)

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