Bad Windsheim – Staus stellen die Nerven von Autofahrern regelmäßig auf die Probe. Mehr als 2000 Mal pro Tag staute es sich laut ADAC 2018 im Schnitt auf Deutschlands Autobahnen – ein Rekord.
Doch wie meiden Autofahrer verstopfte Strecken? Und was ist zu tun, wenn sie in einer Blechlawine feststecken? Fragen und Antworten im Überblick:
Im Radio kommt eine Staumeldung – umfahren oder nicht?
Wenn im Verkehrsfunk die Durchsage kommt, dass es sich auf der geplanten Route staut, stehen Autofahrer vor dieser Frage. Sind sie schon nah dran, dann sei eine Umfahrung meist weniger sinnvoll, sagt Thomas Schreiner vom Auto- und Reiseclub Deutschland (ARCD). «Da kommen vielen andere auch auf die Idee, den Stau umfahren zu wollen.» Ausweichrouten sind schnell überlastet – schlimmstenfalls dauert es dort länger, als im Stau zu warten, bis dieser sich auflöst.
Wenn es sich nicht gerade um eine Vollsperrung handelt, ist das Ausharren in der Blechlawine aus Erfahrung des ARCD oft mit weniger Wartezeit verbunden als das Ausweichen. Eine großräumigere Umfahrung kann sich dagegen aus Sicht der Experten schon eher lohnen.
Kann ich Staus mit richtiger Planung vermeiden?
Ja, zum Teil. Freitagnachmittag, wenn viele Pendler unterwegs sind, sowie am Beginn oder Ende von Ferien ist das Staurisiko zum Beispiel hoch. Wer kann, fährt laut ARCD lieber antizyklisch, also nicht zu Stoßzeiten. Auch eine gute Streckenplanung hilft. So gibt es etwa im Winter gerade an Samstagen, wenn in Hotels und Apartments in den Bergen Bettenwechsel sind, überlastete Autobahnabschnitte aus und in Richtung Süden. Wer etwas Zeit mitbringt, kann hier alternativ planen und zum Beispiel mit einer Zwischenübernachtung die Strecke über Landstraßen fahren. Schreiner: «So verbindet man die Fahrt mit einem Reiseerlebnis.»
Wie informiere ich mich am besten darüber, wo es eng werden könnte?
Aktuell natürlich stets über die Verkehrsnachrichten im Radio. Für die langfristigere Planung bieten
ADAC und
Auto Club Europa (ACE) im Internet kostenfrei Prognosen, auf welchen Strecken in Deutschland, Österreich und der Schweiz am folgenden Wochenende die Staugefahr besonders hoch ist.
Was kann ich machen, wenn ich täglich zur Arbeit pendeln muss?
Pendler können Alternativrouten prüfen und eventuell Fahrgemeinschaften bilden. So tragen sie dazu bei, dass die Zahl der Autos auf den Straßen sinkt, außerdem gibt es zumindest Unterhaltung mit den Mitfahrern während des Stillstands. Eine weitere Option: Mit dem Chef sprechen, ob sich die Arbeitszeiten etwas verändern lassen, sodass man die Rushhour vermeidet. «Diese Möglichkeit werden jedoch die meisten voraussichtlich nicht haben», schätzt Schreiner. Sonst bleibt der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel oder auf E-Bike beziehungsweise Fahrrad – wenn die Strecke nicht zu lang ist.
Wie verhalte ich mich in der Blechlawine?
Ganz wichtig: eine Rettungsgasse bilden, und zwar zwischen der äußeren linken und der mittleren Spur. Ansonsten ist Geduld gefragt. Ständige Spurwechsel bringen keine zeitlichen Vorteile.
Was ist noch zu beachten?
Der Motor sollte im Winter laufen, damit die Heizung läuft. Diese bezieht ihre Wärme nämlich vom Motor. Der Tank sollte darum stets gut gefüllt sein und der Füllstand nicht an der Reserve kratzen. Zwischen 0,8 und 1,5 Liter Benzin oder Diesel braucht ein Auto je nach Modell pro Stunde im Stau. Andere Verbraucher wie Sitzheizung, Gebläse oder Heckscheibenheizung brauchen Strom. Sie sind lieber nicht zahlreich eingeschaltet. Grund: je nach Fahrzeugmodell- und alter könnte sich die Batterie sonst leeren, da die Lichtmaschine im Leerlauf nicht ausreichend Strom produziert.
Was sollte im Fahrzeug bereitliegen?
Einige Snacks und Getränke gegen Hunger und Durst sowie im Winter Decken und warme Kleidung gegen die Kälte.
Was ist, wenn die Blase drückt?
Das menschliche Bedürfnis ist verständlich, doch die Regeln sind klar. Autobahnen zu betreten, ist generell verboten, informiert der Tüv Thüringen. Das gilt auch im Stau. Zehn Euro Bußgeld drohen. Davon ausgenommen ist nur der Fall einer Fahrzeugpanne, bei dem Betroffene das Fahrzeug verlassen und zum eigenen Schutz hinter die Leitplanke klettern. Wenn das Auto den anrollenden Verkehr behindert, weil der Fahrer austritt, drohen je nach Dauer 30 bis 70 Euro Strafe. Dazu kommt: In der Öffentlichkeit zu pinkeln, ist grundsätzlich untersagt und wird je nach Stadt oder Kommune unterschiedlich hart bestraft. Darum raten die Experten: Menschen mit schwachen Blasen sollten eventuell über die Anschaffung eines sogenannten Notfall- oder Taschen-WCs nachdenken.
(dpa/tmn)