Paris – So engagiert wie nie zuvor setzen die Hersteller in diesem Jahr auf dem
Pariser Salon (1. bis 16. Oktober) auf saubere Antriebe und intelligente Mobilitätskonzepte. Sie wollen dafür das Elektroauto aus der Nische holen.
«Die automobile Welt steht am Anfang einer neuen Ära», fasst VW-Chef Mattias Müller die Stimmungslage in Paris zusammen. Und sein Daimler-Kollege Dieter Zetsche pflichtet ihm bei. «Wir legen jetzt den Schalter um», verbreitet er eine Aufbruchstimmung, die ankommt: «Mit Paris gewinnt der Zeitenwechsel in der Autoindustrie Gestalt», kommentiert Automobilwirtschaftler Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen.
Solch große Reden sind nicht neu. Aber dass den Worten jetzt auch Taten folgen, hat es so noch nicht gegeben: Denn Müller und Zetsche lassen beide zwei Autos auf die Bühne rollen, die für diese neue Ära stehen – den VW I.D., der zum Käfer des Elektrozeitalters werden soll, und den Generation EQ, mit dem Mercedes eine Familie von mindestens zehn E-Fahrzeugen bis 2025 und gleich noch eine eigene Marke für Fahrzeuge, Services und Mobilitätsangebote begründet.
Zwar brauchen beide Hersteller noch ein wenig Zeit, bis ihre Visionen Wirklichkeit werden. Doch sie haben die Brückentechnologie bereits auf der Straße: Nicht umsonst schickt Zetsche in Paris die nächste Generation des elektrischen Smart auf die Bühne. Und VW verspricht zum Jahreswechsel einen E-Golf mit 300 Kilometern Reichweite sowie allein im nächsten Jahr im ganzen Konzern 17 neue Plug-in-Hybride, unter denen der Porsche Panamera in Paris den Anfang macht.
Während VW und Mercedes noch von der elektrischen Zukunft reden, hat sie bei anderen Herstellern allerdings schon begonnen. Denn Renault kontert auf die Ankündigungen aus Deutschland mit einem Update für den bereits seit Jahren verkauften Zoe, der nun auf eine elektrische Reichweite von 400 Kilometern kommt. Und bei Opel dreht sich alles um den Ampera-e, der im Mai mit 500 Kilometern einen Reichweitenrekord diesseits der Tesla-Modelle verspricht.
Nicht nur die Reichweiten werden größer, auch die Absatzprognosen bekommen eine neue Dimension: VW-Chef Müller redet über eine Million Elektroautos ab dem Jahr 2025 und Daimler-Chef Zetsche traut den Stromern dann einen Verkaufsanteil von 15 bis 20 Prozent zu.
Das sind imposante Zahlen. Aber selbst wenn es tatsächlich so weit kommt, werden dann noch Millionen konventioneller Autos verkauft. Und wen man so durch die Messehallen geht, werden das wohl vor allem Geländewagen sein. Denn in keinem anderen Segment gibt es so viele Neuheiten wie bei den SUV: Dabei reicht die Palette vom Land Rover Discovery und den neuen Audi Q5 in der Oberliga über Massenmodelle wie den Skoda Kodiaq und das französische Doppel aus Peugeot 3008 und 5008 bis hin zu aufgebockten Kleinwagen wie dem Suzuki Ignis mit Allradantrieb oder dem Opel Karl Rocks, der nur die Offroad-Optik übernimmt. Und selbst wer wie BMW schon fünf Geländewagen im Programm hat, experimentiert in dieser Nische weiter. Nicht umsonst zeigen die Bayern in Paris den X2, der ohne die übliche Überzeichnung einer Designstudie schon in ein, zwei Jahren in Serie gehen könnte.
Neben den SUV und den Stromern sind es in diesem Jahr vor allem die Stadtflitzer, die in Paris um Aufmerksamkeit buhlen. Während sich das Angebot an neuen Sport- und Traumwagen im Wesentlichen auf den Mercedes GT Roadster und eine elektrische GT-Vision von Renault reduziert, feiern die Zwerge an der Seine einen bunte Aufstand: Es gibt einen neuen Citroën C3 mit innovativem Karosseriekonzept, einen ungewöhnlich noblen Kia Rio, einen betont frechen Nissan Micra und eine Liga darüber einen Hyundai i30, der sich mehr denn je mit dem VW Golf anlegen will.
(dpa/tmn)