Anzeichen für Essstörungen: Verdacht einfühlsam ansprechen

Berlin (dpa/tmn) – Essstörungen zeigen sich unterschiedlich – eine Form ist die Magersucht. Anzeichen dafür ist oft Untergewicht, das vor allem durch Hungern, durch Erbrechen, sehr viel Sport oder Abführmittel erreicht wird, wie das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) erläutert.

Betroffene wiegen sich meist häufig, zählen Kalorien und haben panische Angst davor zuzunehmen. Sie halten sich trotz Untergewichts für zu dick.

Eine weitere Form ist die Bulimie. Betroffene verschlingen bei Essanfällen heimlich große Mengen, haben danach Schuldgefühle und steuern gegen: zum Beispiel mit Erbrechen, Fasten, Diäten oder übermäßigem Sport. Magersucht trifft vor allem junge Frauen zwischen 14 und 18 Jahren, Bulimie eher Frauen ab etwa 17 Jahren bis Mitte 20. Schlimmstenfalls kann die Krankheit zum Tod führen, fast alle Organe können Schaden nehmen – gerade bei Heranwachsenden auch das Gehirn.

Während gesunde Menschen ihr Selbstwertgefühl aus verschiedenen Lebensbereichen ziehen, ist das bei Magersüchtigen anders: «Gewicht und Figur sind die einzigen Dinge, die noch etwas zählen», sagt Beate Herpertz-Dahlmann, Direktorin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kinder- und Jugendalters an der Uniklinik Aachen. «Medien spielen dabei eine wichtige Rolle.» Das Fernsehen etwa präsentiere Schönheitsideale, online wird in Nischen gewetteifert: Wer am dünnsten ist, bekommt dort den meisten Beifall.

Wer bei seinem Kind oder bei einer Freundin Anzeichen für eine Essstörung bemerkt, sollte seine Sorge unbedingt einfühlsam ansprechen, empfiehlt Herpertz-Dahlmann. Magersucht ist erkennbar etwa an Gewichtsverlust oder ständigem Wiegen. Bulimiekranke seien dagegen häufig normalgewichtig. Hinweise können hier der Gang zur Toilette nach jedem Essen oder ein plötzlich leerer Kühlschrank sein.

Die Heilungsraten seien heute deutlich besser als noch vor 15 Jahren: «Die Therapien sind besser geworden», sagt Beate Herpertz-Dahlmann. Sie sollen Kranke einerseits wieder auf ein gesundes Gewicht bringen, andererseits aber auch psychische Ursachen aufarbeiten.

Grundsätzlich kann es ein Zeichen für eine Essstörung sein, wenn die Gedanken ständig ums Essen und die Figur kreisen, man den eigenen Körper verabscheut oder heimlich isst. Mögliche Ansprechpartner sind der Kinder- und Jugendarzt oder -psychiater, der Hausarzt oder ein Psychotherapeut. Eine Anlaufstelle kann auch die
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sein: Unter der Rufnummer 0221/89 20 31 kann man sich dort auch anonym beraten lassen. Weitere Möglichkeiten sind Spezialambulanzen oder Beratungsstellen für Essstörungen.

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(dpa)