Zverev trotzt Magen-Problemen – Görges im Achtelfinale

London – Topspieler Alexander Zverev imponiert in Wimbledon trotz eines Magen-Darm-Leidens, Julia Görges freut sich auf ihre Achtelfinal-Premiere.

Nach einem packenden Tennis-Krimi zog die 29-Jährige als erste Deutsche im diesjährigen Turnier in die Runde der besten 16 ein. Mit 7:6 (7:3), 3:6, 10:8 rang Görges die Tschechin Barbora Strycova nieder und ist damit auch in der zweiten Woche des Rasenklassikers im Südwesten Londons vertreten.

Mitfavorit Zverev kann ihr folgen, nachdem er geschwächt durch einen Virus kurzzeitig gar überlegte, nicht mehr anzutreten, dann aber mit seiner Aufholjagd im zweiten Teil gegen den US-Profi Taylor Fritz beeindruckte. Jan-Lennard Struff wurde dagegen in seinem ersten Drittrundenmatch bei einem Grand-Slam-Turnier von Roger Federer gestoppt und blieb beim 3:6, 5:7, 2:6 chancenlos. Auch für Philipp Kohlschreiber ist Wimbledon beendet.

Zverev trifft auf den Letten Ernests Gulbis, auch Angelique Kerber hat dann die Chance auf den Sprung ins Achtelfinale. Die ganze Dramatik seines 6:4, 5:7, 6:7 (0:7), 6:1, 6:2 gegen Fritz verriet der deutsche Vorzeigespieler Zverev erst nach seinem Drittrundeneinzug. Er habe an einem Magen-Darm-Virus gelitten, sich während des ersten Teils übergeben. «Ich hatte sehr wenig Energie, ich habe seit gestern nichts mehr gegessen», sagte der 21-Jährige. «Aber dann habe ich gedacht, wenn ich mich nicht gut fühle, spiele ich nur einen Satz. Wenn ich mich besser fühle, können es zwei sein.»

So versuchte es der Mitfavorit, das Adrenalin half. Trotz seiner gesundheitlichen Probleme befreite sich Deutschlands Tennis-Jungstar in grandioser Kämpfermanier aus der bedrohlichen Situation, in der ein weiterer Satzverlust das überraschend frühe Aus bedeutet hätte. Sein imposantes Comeback erinnerte an die French Open in Paris, als er gleich dreimal nacheinander einen 1:2-Satzrückstand drehte. Es war Zverevs Glück, dass die Partie am Abend wegen der einbrechenden Dunkelheit nach drei Sätzen abgebrochen worden war.

Immer wieder und wieder streckte der Hamburger nach dem verwandelten ersten Matchball seine langen Arme Richtung Himmel. Mit weit aufgerissenem Mund schrie er seine Freunde heraus. «Gestern hatte ich während der ganzen drei Sätze Schmerzen. Ich habe versucht, was zu frühstücken, habe ich dann nicht. Ich bin jetzt ein bisschen schlapp, aber der Magen ist ok», sagte Zverev. Mit einem Erfolg gegen Ernests Gulbis würde Zverev sein bestes Wimbledon-Resultat einstellen.

Das hat Görges schon übertroffen. Noch nie war sie zuvor auf der altehrwürdigen Anlage an der Church Road über die dritte Runde hinausgekommen. Und lachte jetzt bei dem Gedanken an zwei freie Tage vor ihrem nächsten Auftritt. «Ich bin einfach richtig glücklich. Es bedeutet mir sehr viel, ich bin sehr stolz darauf, wie ich das geschafft habe», sagte die Bad Oldesloerin. «Wahrscheinlich wollte ich es am Ende ein bisschen mehr.» 2:56 Stunden musste die Weltranglisten-13. kämpfen. Im dritten Satz machte sie es spannender als nötig, weil sie schon vor dem entscheidenden Spiel zweimal erfolglos zum Satzgewinn aufschlug.

Dann ließ sich die deutsche Nummer zwei rücklings auf den Rasen fallen und zelebrierte mit einer halben Rückwärtsrolle den für sie ungewohnten Erfolg in Wimbledon. «Das war einfach ein Gefühl, wie ich es ausdrücken wollte. Es war eine natürliche Reaktion.»

Acht der besten Zehn der Setzliste sind bei den Damen bereits raus, die Möglichkeiten sind enorm, Görges‘ nächste Gegnerin ist die Kroatin Donna Vekic. «Ich glaube, dass jeder die Chance hat, dieses Turnier zu gewinnen», sagte sie. Und erzählte über ihre Hotel-Reservierung schmunzelnd nach fünf Erstrundenpleiten nacheinander in den vergangenen Jahren: «Ich buche immer bis zum Ende, damit es keine Komplikationen gibt.»


(dpa)

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