London – Als erstes Bruderpaar seit 33 Jahren haben Alexander und Mischa Zverev in Wimbledon Runde drei erreicht. Der an Nummer zehn gesetzte Alexander zeigte in dem ungleichen Duell mit dem hochgehandelten Amerikaner Frances Tiafoe seine Extraklasse und gewann in nur 93 Minuten 6:3, 6:4, 6:3.
Mischa quälte sich über fünf Sätze zu einem 6:1, 6:2, 2:6, 3:6, 6:4 gegen den Kasachen Michail Kukuschkin. Damit stehen die Zverevs als erstes Bruderpaar seit den Amerikanern Tom und Tim Gullikson im Jahr 1984 in der dritten Wimbledon-Runde.
Mischa bekommt es am Samstag mit dem siebenmaligen Wimbledon-Champion Roger Federer aus der Schweiz zu tun. Der Top-Favorit auf den Titel gewann gegen den Serben Dusan Lajovic 7:6 (7:0), 6:3, 6:2. Alexander trifft im Kampf um sein erstes Achtelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier auf den österreichischen Qualifikanten Sebastian Ofner oder Jack Sock aus den USA.
Bei den Damen schied neben der Deutschen Tatjana Maria überraschend auch die an Nummer drei gesetzte Tschechin Karolina Pliskova aus. Maria verlor gegen Coco Vandeweghe aus den USA 4:6, 2:6. Pliskova, die Führende in der Jahreswertung und US-Open-Finalistin des vergangenen Jahres, unterlag der Slowakin Magdalena Rybarikova 6:3, 5:7, 2:6.
Die Chance auf den erstmaligen Einzug in ein Grand-Slam-Achtelfinale bietet sich am Freitag der aufstrebenden Hamburgerin Carina Witthöft. Die 22-Jährige fordert in der dritten Runde die an Nummer vier gesetzte Jelena Switolina aus der Ukraine heraus. «Sie ist ein anderer Spielertyp als meine bisherigen Gegnerinnen, da muss ich mich ein bisschen umstellen und mich darauf einstellen», sagte Witthöft.
Die Nummer 65 der Tennis-Welt hatte gegen die weißrussische Qualifikantin Aryna Sabalenka und die an Nummer 26 gesetzte Kroatin Mirjana Lucic-Baroni jeweils in drei Sätzen gewonnen und gegen Lucic-Baroni einen 0:5-Rückstand im dritten Satz aufgeholt.
Zverev junior ließ Tiafoe im letzten Spiel des Tages keine Chance und dominierte die Partie vom ersten bis zum letzten Ballwechsel. Mit seinem zweiten Matchball machte er den Erfolg perfekt. Deutlich schwerer tat sich sein älterer Bruder. Trotz einer 2:0-Satzführung musste Zverev gegen die Nummer 118 der Tennis-Welt drei Stunden und vier Minuten lang schuften, ehe sein Erfolg feststand.
Dabei sah es zunächst nach einer eindeutigen Angelegenheit aus. 21 Minuten dauerte der erste Satz, 33 Minuten der zweite. Dann aber schlichen sich mehr und mehr Fehler in das Serve-and-Volley-Spiel des 29 Jahre alten Linkshänders ein. Mischa Zverev verlor unerklärlicherweise die Kontrolle über das Match.
Nach dem dritten Satz schulterte der Weltranglisten-30. erst einmal seine Tasche und verschwand für knapp zehn Minuten in der Kabine. Auch den vierten Durchgang sicherte sich Kukuschkin. Es ging in den entscheidenden fünften Satz, in dem sich beide Spieler behandeln ließen. Zunächst rief Zverev den Arzt wegen einer kleinen blutenden Wunde am kleinen Finger der rechten Hand und spielte anschließend mit Pflaster weiter. Als Zverev 2:0 führte, brauchte auch Kukuschkin plötzlich medizinische Betreuung und ein Tape am linken Handgelenk.
Ob nun Psychospielchen oder ernsthafte körperliche Beeinträchtigungen – das Spiel war nun ausgeglichen und absolut offen. Kukuschkin glich zum 2:2 aus, gab dann aber sein Aufschlagspiel zum 4:2 für Zverev ab. Mit 57 Minuten dauerte der fünfte Satz länger als die beiden ersten Durchgänge zusammen – doch nach mehr als drei Stunden zog Zverev zum zweiten Mal nach 2008 bei dem Rasen-Klassiker in Runde drei ein.
Nach der zweimaligen Turniersiegerin Petra Kvitova ist auch die Weltranglisten-Dritte Karolina Pliskova ausgeschieden. Die US-Open-Finalistin des vergangenen Jahres verlor in der zweiten Runde gegen die Slowakin Magdalena Rybarikova 6:3, 5:7, 2:6. Die 25 Jahre alte Tennisspielerin aus Tschechien hatte 2016 das Endspiel in New York gegen Angelique Kerber verloren. Pliskova führt die Jahreswertung der besten Spielerinnen der Saison an und galt als Mitfavoritin auf den Titel in London.
(dpa)