Hannover – Die wohl letzte Chance auf einen Titel ist futsch. Vieles schien sich beim kriselnden THW Kiel in den vergangenen Spielen zum Besseren zu wenden, nun folgte im Achtelfinale des DHB-Pokals der nächste bittere Rückschlag.
Nach dem 22:24 bei der TSV Hannover-Burgdorf ist die Stimmung beim deutschen Handball-Rekordmeister erneut am Boden. «Das Ergebnis ist natürlich scheiße, wir sind ausgeschieden», sagte Nationaltorhüter Andreas Wolff bei Sky. «Das ist natürlich ein Stück weit Bestandteil einer Krise.»
Die schon jetzt verkorkste Saison des THW wirft früh eine zentrale Frage auf: Was bleibt den Kielern in dieser Spielzeit noch? Zunächst jedenfalls nicht viel Zeit für Antworten. Bereits am Samstag (14.05 Uhr) geht es in der Bundesliga weiter. Dann tritt die angeschlagene Mannschaft von Trainer Alfred Gislason bei den bisher so starken Füchsen Berlin an, die Vizemeister SG Flensburg-Handewitt am Mittwochabend aus dem Pokal-Achtelfinale warfen.
Mit Blick auf die weitere Spielzeit klingt Wolff schon jetzt ziemlich ratlos. «Wir müssen einfach weitersehen, dass wir unsere Fehler minimieren oder komplett abstellen und dann eben die Saison trotzdem noch irgendwas reißen», sagte 26-Jährige. Aber was soll das sein? In der Liga ist der Tabellenachte schon jetzt meilenweit vom Kampf um die Meisterschaft entfernt. In der Champions League steht der THW nach erst einem Sieg aus bisher fünf Spielen auf dem vorletzten Platz der Gruppe B. Der Titelträger der Jahre 2007, 2010 und 2012 droht sogar den Einzug ins Achtelfinale zu verpassen.
Dabei schien Gislasons Team nach einem katastrophalen Saisonstart zuletzt zumindest langsam auf dem Weg der Besserung. Die vergangenen beiden Liga-Spiele wurden gewonnen, auch in der Königsklasse präsentierte sich der THW zuletzt in aufsteigender Form. Ein Sieg im Pokal-Achtelfinale sollte endgültig die Wende bringen. Nach einem frühen 0:8-Rückstand kämpften sich die Kieler zurück. Letztlich stand aber trotzdem das Aus. «Der erste Titel ist futsch», sagte der enttäuschte Patrick Wiencek. Und damit wohl der einzig mögliche.
Ohnehin scheinen sich die Kraftverhältnisse im deutschen Handball derzeit zu verschieben. Topfavoriten wie der THW oder die Flensburger sind nicht nur im Pokal raus, sondern aktuell auch im Kampf um die Meisterschaft. Konstant agieren bisher nur die Rhein-Neckar Löwen, die sich nach zuletzt zwei Meistertiteln in Serie erneut an die Tabellenspitze gekämpft haben. Dahinter folgen bisher überraschend starke Teams wie Hannover oder vor allem die Füchse. Sollte der THW dort am Samstag gewinnen, wäre das zumindest ein Lebenszeichen. Mehr aber auch nicht.
(dpa)