Abu Dhabi – Zumindest bei der Familienplanung hätte Sebastian Vettel für seinen Dauer-Bezwinger Lewis Hamilton direkt ein paar Tipps parat. «Wenn du Rat brauchst, ich weiß wie es geht», meinte Vettel nach dem Formel-1-Finale mit einem verschmitzten Grinsen.
Eigentlich sollte es nur um die Freizeitplanung bis zum Saisonstart 2019 gehen. Was man also in den Winterferien so mache, sollte Vettel als erster beantworten. Noch bevor der 31 Jahre alte Hesse etwas sagen konnte, schaute ihn Hamilton von der Seite grinsend an. «Ein weiteres Baby?», fragte der 33-Jährige. «Ist schnell gemacht», konterte Vettel, Vater von zwei Töchtern.
Wenn das mit dem Formel-1-Titel für Vettel im Ferrari doch auch so schnell gemacht wäre. 2019 kommt der nächste Versuch, es ist schon Vettels fünfter. Und wieder wird Hamilton der Maßstab sein. Der Brite schafft, was er sich vornimmt im Mercedes, Vettel im Ferrari einfach nicht. Mit dem lockeren Erfolg im letzten Saisonlauf habe Hamilton «den krönenden Nachweis für seine Überlegenheit» geliefert, urteilte der britische «Telegraph». «Ich wollte die Saison beenden, wie ich plane, die nächste zu beginnen», sagte der fünfmalige Champion 112 Tage vor dem Auftaktrennen im kommenden Jahr in Australien.
Zeit, die vor allem Vettel nutzen will, um abzuschalten. «Worauf ich mich wirklich freue, ist, mal alles runterzufahren. Ich brauche mal ein bisschen Zeit für mich selbst», sagte Vettel. Dieses Jahr hat an ihm gezehrt. Schwer und erschöpfend sei es gewesen, meinte Vettel.
Noch ist es aber nicht ganz geschafft. An den zwei kommenden Tagen stehen in der Formel 1 auf dem Finalkurs auf Yas Island in Abu Dhabi Testfahrten mit den Reifen fürs kommende Jahr an. Vettel bekommt dann in Charles Leclerc einen zehn Jahre jüngeren Ferrari-Zögling an die Seite gestellt im zweiten Wagen der Scuderia.
Der Druck auf den viermaligen Champion aus Heppenheim, der 2013 seinen letzten WM-Titel im Red Bull holte und Ende August den bisher letzten seiner 52 Rennsiege, wird alles andere als geringer. Neben der neuen Konkurrenz im eigenen Team und dem sich stetig verbessernden Hamilton wird Vettel auch von Valtteri Bottas und Max Verstappen bedrängt werden. Der Finne Bottas kämpft nach einem sieglosen Jahr um seine Zukunft im Silberpfeil. Verstappen will sich vom neuen Honda-Motor zu Siegen treiben lassen.
«Ich kann besser sein, als ich manchmal war in diesem Jahr», sagte Vettel in Abu Dhabi. Fünf Siege waren im Kampf gegen den elfmaligen Gewinner Hamilton, der auch nach dem vorzeitigen WM-Triumph im drittletzten Rennen kein bisschen nachließ, einfach zu wenig. Immer wieder verweist Vettel dabei auch auf die Rolle seines Teams. Als Gruppe müsse man gestärkt aus der Pause hervorgehen. Das klingt nach atmosphärischen Reparaturarbeiten.
«Ich denke, dass ich keine Probleme habe, Fehler zuzugeben. Natürlich muss ich mir einige Sachen anschauen, die falsch gelaufen sind», räumte Vettel auch ein. Man dürfe es aber andererseits nicht verkomplizieren. «Ich glaube nicht, dass ich jetzt Dinge auf den Kopf stellen muss», betonte der Heppenheimer.
Und so will er die Pause, wenn sie nach den Testfahrten und ein paar weiteren Verpflichtungen endlich kommt, nutzen, um durchzuatmen. Ein bisschen werkeln an alten Motorrädern, viel Zeit mit der Familie, mit Freunden. So wie Hamilton. «Leider hab ich bis Mitte Dezember noch viel zu tun, aber ich freue mich auf den Winter», sagte der Brite. «Die Meisterschaften dauern immer länger und länger, umso wichtiger sind diese Phasen», betonte der Brite. In Sachen Familienplanung will er es aber nach eigenen Angaben dann lieber doch noch beim «Freien Training» belassen.
(dpa)