Wüsten-Start für Motorrad-WM: Nur noch zwei Deutsche dabei

Doha – In der Wüste von Katar startet die Motorrad-WM am Wochenende in ihre 69. Saison. Die deutschen Aussichten auf Erfolge sind in diesem Jahr so trübe wie lange nicht mehr. In der Königsklasse ist nicht einmal ein Deutscher dabei.

Was ist die Ausgangslage?

Wie in den Vorjahren ist die MotoGP die Königsklasse und genießt die größte Aufmerksamkeit. Die Rennen der Moto2-WM und die Moto3-WM runden die Renn-Wochenenden ab. Das technische Regelwerk bleibt nahezu unverändert. Der Kalender umfasst 19 Veranstaltungen, eine mehr als zuletzt. Der Grand Prix von Thailand in Buriram ist eine der wenigen Neuerungen. Gestartet wird die Saison traditionell in Katar. Das spanische Valencia ist Mitte November die letzte Station. Für die deutschen Fans besonders interessant sind die WM-Läufe auf dem Sachsenring, auf dem Red-Bull-Ring in Österreich, auf dem TT-Kurs im holländischen Assen und auf dem Masaryk-Ring im tschechischen Brünn.

Warum gibt es in der MotoGP keinen deutschen Fahrer mehr?

Nach dem vorzeitigen Saison-Aus im Vorjahr konzentrierte sich die deutsche Hoffnung Jonas Folger im Winter auf die Genesung. Vor dem Rennen in Japan im Oktober 2017 war der Deutsche zusammengebrochen. Diagnose: Gilbert-Syndrom. Die Transport- und Stoffwechselstörung verursacht wiederkehrende Schwächeanfälle. Folgers Ärzte verordneten eine strenge Spezial-Diät. Statt wie geplant 2018 wieder für das Tech-3-Team anzutreten, löste der Yamaha-Pilot Mitte Januar seinen Vertrag auf. Mitte Februar verkündete der 24-Jährige via Instagram, dass die «Genesung läuft». Folgers Ersatz ist Hafizh Syahrin, der erste MotoGP-Fahrer aus Malaysia.

Und was ist mit den Ex-Weltmeistern Stefan Bradl und Sandro Cortese?

Stefan Bradl verlor seinen Platz im Superbike-Team von Honda und absolviert 2018 nur Testfahrten. Der Moto2-Weltmeister der Saison 2011 kämpft noch mit den Folgen eines schweren Sturzes beim Rennwochenende in Portimao (Portugal) im September 2017. Die verletzte Hand bereitet Probleme beim Fahren. Es ist vorstellbar, dass Bradl in der neuen Saison Gaststarts für Honda in der MotoGP absolvieren wird. Landsmann Sandro Cortese verlor den sicher geglaubten Platz in der Moto2 im Winter und nahm daher ein Angebot aus der Supersport-WM an. Ende Februar fuhr er im australischen Phillip Island beim Debüt in der neuen Klasse sofort aufs Podium.

Welche Chancen haben Marcel Schrötter und Philipp Öttl?

Marcel Schrötter fährt auch 2018 für das deutsche Intact-Team in der Moto2. Er ist auf einer Kalex-Maschine unterwegs und setzt damit wieder auf Material aus Deutschland. Schrötter ist stets Kandidat für Top-10-Ergebnisse. Bei den Wintertests tauchte der 25-Jährige nur im Mittelfeld auf. Für Philipp Öttl wird diese Saison die letzte in der Moto3-WM sein. Im kommenden Winter möchte der 21-Jährige in die Moto2-Klasse aufsteigen. Aktuell deutet vieles darauf hin, dass Honda die Moto3-WM erneut dominieren wird. Öttl blieb KTM treu und dürfte daher einen schweren Stand haben. Podestplätze sind möglich, zu den Titelfavoriten zählt Öttl aber nicht.

Was dürfen die Fans in der MotoGP erwarten?

Nach der abwechslungsreichen Vorsaison dürften die Siege auch in der neuen Saison hart umkämpft sein. Weltmeister Marc Marquez (Honda) ist erneut der große Favorit. Der Spanier muss sich aber einer Vielzahl an Herausforderern stellen. Vizeweltmeister Andrea Dovizioso (Ducati) beeindruckte bei den Wintertests. Aber auch Dani Pedrosa (Honda), Maverick Vinales (Yamaha), Jorge Lorenzo (Ducati) und Altmeister Valentino Rossi (Yamaha) sind Kandidaten für Siege.

Wo läuft die Motorrad-WM im Fernsehen?

Eurosport hält auch in diesem Jahr die Übertragungsrechte in Deutschland. Die ersten vier Saisonrennen sollen im frei empfangbaren Eurosport 1 gezeigt werden. Offen ist, wie es danach weitergeht. In der Vergangenheit wurde die Hälfte der Rennen auf dem Bezahlsender Eurosport 2 übertragen. Mitte 2017 änderte Eurosport die Strategie und zeigte nach der Sommerpause alle Rennen im Free-TV. Ein Schock war für Eurosport kurz vor dem Saisonstart der Tod des früheren Topfahrers Ralf Waldmann, der zuletzt als Experte zum Einsatz kam. Waldmann wird vorerst nicht ersetzt. «Wir werden uns die Zeit nehmen, einen würdigen Nachfolger zu suchen», ließ Eurosport wissen.


(dpa)

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