Wolfsburgs «hart erkämpfter Punkt»

Saint-Etienne – Noch um 01.28 Uhr in der Nacht landete der VfL Wolfsburg nach seinem Europa-League-Spiel in Saint-Etienne wieder in Deutschland. Ein Platz in der Sondermaschine war allerdings frei.

Der deutsche U21-Nationalspieler Lukas Nmecha blieb mit Verdacht auf Gehirnerschütterung noch in einem Krankenhaus der französischen Stadt, weil er kurz vor dem Ende der Partie mit dem gegnerischen Torwart zusammengeprallt war. «Er ist bei vollem Bewusstsein, aber er kann sich an nichts mehr erinnern vom Spiel», sagte Oliver Glasner noch im Stadion Geoffroy-Guichard. Und weil später auch Jerome Roussillon in den Flieger gehumpelt kam und Jeffrey Bruma erst einen Kopfverband und dann ein weißes Pflaster zwischen beiden Augen trug, nannte der Wolfsburger Trainer dieses verdiente 1:1 (1:1) beim französischen Rekordmeister einen «hart erkämpften Punkt».

Der Fußball-Bundesligist ist ein wenig angeschlagen in dieser kurzatmigen Phase der Saison, aber er fällt einfach nicht um. Am Donnerstagabend blieb er trotz aller spielerischen Mängel auch im neunten Pflichtspiel unter seinem neuen Chefcoach ungeschlagen. In der Europa League geht der VfL als Tabellenführer der Gruppe I in die beiden Duelle mit dem belgischen Club KAA Gent. Und in der Bundesliga kann er sich am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) mit einem Heimsieg gegen den Aufsteiger Union Berlin auf einen der ersten sechs Plätze schieben.

«Ich nehme mit, dass es schwierig ist, gegen uns zu gewinnen. Wir sind auf dem richtigen Weg», sagte Glasner nach dem Spiel in Saint-Etienne. Nach dem Rückstand durch den ehemaligen Gladbacher Timothée Kolodziejczak (13.) dauerte es nur zwei Minuten, bis der Brasilianer William die passende Antwort darauf fand (15.).

Dass es nur drei Tage später schon wieder weitergeht, macht dem österreichischen Trainer allerdings Sorgen. «Wir haben ein paar Fragezeichen mit Blick auf das Spiel gegen Union», sagte Glasner. «Wir haben schon fünf Langzeitverletzte. Und jetzt sieht es bei Lukas Nmecha nicht so positiv aus, Jerome Roussillon musste angeschlagen raus und auch bei Admir Mehmedi müssen wir abwarten.» Der Schweizer war wegen Adduktorenproblemen gar nicht erst in Frankreich dabei.

Und so sind es in den unterschiedlichen Phasen in Wolfsburg meistens unterschiedliche Spieler, die für sie stehen. In der vergangenen Saison war das etwa Wout Weghorst, der den VfL mit seinen Toren in die Europa League schoss und die erfolgreiche Transferpolitik unter Sportchef Jörg Schmadtke symbolisiert. Bei den ersten Siegen dieser Saison machte der inzwischen verletzte Neuzugang Xaver Schlager den Kollegen vor, was im 3-4-3-System von Glasner besonders gefragt ist.

Am Donnerstagabend in Saint-Etienne verkörperte dann niemand besser als Bruma die Nehmerfähigkeiten des VfL. Und das nicht nur, weil er nach einem Ellbogenschlag seines Gegenspielers ab der 42. Minute mit einem Kopfverband weiterspielen musste und das danach genauso konsequent und konzentriert tat wie schon davor.

Der 27 Jahre alte Niederländer sollte nach 16 Monaten ohne Bundesliga-Einsatz für den VfL eigentlich verkauft werden. Doch seit dieser Woche gehört er auf einmal zur Stammelf. Glasner schätzt seine physische Stärke – und dass er mit seinem Reservisten-Dasein so professionell umging. «Ich bin immer bereit, wenn der Trainer mich braucht. Das ist meine Art», sagte Bruma. «Fußball ist nicht immer nur Sonnenschein. Manchmal muss man sich in ein Team zurückkämpfen.» Das Spiel gegen Union will er genauso angehen: «Sonntag sind wir alle wieder frisch. Dann müssen wir die drei Punkte zu Hause behalten!»


(dpa)

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