Leipzig – Als RB Leipzig an die Spitze der Fußball-Bundesliga kletterte, schwebte Ralf Rangnick längst über den Wolken.
Der frühere Trainer des Clubs war in seiner neuen Funktion als Berater auf dem Weg nach Brasilien. Seine Mission: Den dort gerade gekauften Zweitligisten Bragantino auf Vordermann bringen, in die erste Liga führen und die besten Talente Brasiliens locken. Was für viele eine Mammutaufgabe ist, ist für Rangnick gerade richtig.
«Die sind übrigens Tabellenführer», berichtet Rangnick mit einem zufriedenen Lächeln. Der umtriebige Fußball-Professor sieht erholt aus, das Gesicht ist gut gebräunt. Man merkt ihm an, dass ihm der Schritt aus der täglichen Tretmühle Bundesliga gut getan hat. Was bei einem wie Rangnick nicht heißt, dass ihm langweilig ist. Im Gegenteil. «Es ist nicht so, dass ich das Gefühl habe, ich habe mehr Freizeit. Die Situation ist anders, aber nicht weniger zeitintensiv», erklärt der 61-Jährige.
Auf neun Tage ist sein Trip nach Brasilien angelegt. Vor Ort will sich Rangnick nicht nur Spiele des Neulings im Red-Bull-Netzwerk anschauen. Nein, er will vor allem den Nachwuchs genau unter die Lupe nehmen. Wenn man so will, startet Rangnick in Brasilien wieder dort, wo er 2012 in Leipzig angefangen hatte. Fast bei Null. «Für uns ist er ganz, ganz wichtig. Er hat die Aufgabe, Dinge miteinander zu verzahnen«, erklärt Leipzigs Vorstandschef Oliver Mintzlaff: «Wir in Leipzig erhoffen uns davon große Synergieeffekte.»
Brasilien ist Rangnicks zweite Dienstreise als Berater. Der erste Weg führte ihn kürzlich nach New York. Von dort hatte Rangnick im Winter noch als Leipziger Sportdirektor Tyler Adams losgeeist. Der derzeit verletzte US-Nationalspieler eroberte sich in der Bundesliga gleich einen Stammplatz und ist sozusagen die Blaupause von Rangnicks Arbeitsauftrag. «Der Wunsch ist, dass wir jährlich einen Tyler Adams entwickeln», hatte Rangnick schon im Sommer gesagt.
Allein als Globetrotter und Entwickler will Rangnick seinen Arbeitsalltag allerdings nicht verbringen. Um seiner neuen Heimat Leipzig – der Schwabe wohnt nach wie vor in Sachsen und kann die Red Bull Arena von seiner Terrasse aus sehen – etwas zurückzugeben, hat Rangnick eine Stiftung gegründet, die seinen Namen trägt. Diese legt ihren Schwerpunkt auf zunächst vier Projekte für Leipziger Grundschüler.
«Die Stiftung gibt es bereits über ein Jahr. Doch wir wollten uns zunächst ein Bild davon machen, wo wir helfen können», sagt Rangnick. Ein Fahrrad-Führerscheinprojekt startet Mitte September, andere Vorhaben zum Thema gesunde Ernährung, Umgang mit digitalen Medien und ein Patenschaftsmodell für 35 Grundschulen sollen folgen. 200 000 Euro seines Privatvermögens hat Rangnick als Anschubhilfe in die Stiftung gesteckt.
Zum Erfolg des Projekts soll auch seine Arbeit bei RB Leipzig beitragen. «Durch das, was mit RB entstanden ist, haben wir hoffentlich genug Glaubwürdigkeit», sagt Rangnick: «Mein Wunsch ist es, dass die Stiftung in den nächsten Jahren Dinge nachhaltig verbessern kann.»
(dpa)