Paris – Das Magazin «France Football» sinnierte, wie lange ein Fußball-Weltmeister ungeschlagen bleiben kann. Die Zeitung «Le Figaro» würdigte und feierte Titeltrainer Didier Deschamps an dessen 50. Geburtstag über eine ganze Seite.
Wovon Joachim Löw im Moment nur träumen kann, soll für die Équipe Tricolore auch nach dem hochbrisanten Klassiker gegen den schwer kriselnden Ex-Weltmeister Deutschland an diesem Dienstag (20.45 Uhr) weitergehen.
«Gegen Deutschland zu spielen, bedeutet immer sehr viel», betonte Frankreichs Mittelfeldroutinier Blaise Matuidi. «Deutschland wird die Verhältnisse sehr schnell wieder geraderücken wollen», meinte Abwehrspieler Lucas Hernandez: «Sie werden alles daran setzen, ihren Fans zu zeigen, dass sie die Wende schaffen wollen.»
Die Franzosen werden aber erst recht alles daran setzen, den Vorteil Heim-Kulisse zu nutzen, Deutschland in der Nations League an den Abgrund zu schießen und die eigenen Wohlfühlwochen zu verlängern. Seit 14 Spielen ist die Mannschaft um Superstars wie Kylian Mbappé, Paul Pogba, Antoine Griezmann oder den bei der WM fehlenden Dimitri Payet schon ungeschlagen. Die bis dato letzte Niederlage kassierte das Team von Deschamps am 23. März mit einem 2:3 gegen Kolumbien.
Der Rest ist bekannt. Frankreich sicherte sich nach zwanzig Jahren den zweiten WM-Titel. Ein langfristiger und auch kompromissloser Aufbau mit Disziplin-Fanatiker Deschamps an der Führungsspitze brachte den so ersehnten Erfolg. Das Tief, durch das sich die deutsche Auswahl seit der WM in Russland quält, hatten die Franzosen zuvor über mehrere Jahre durchgemacht.
Deschamps, Welt- und Europameister-Kapitän als Spieler 1998 und 2000, will nun auch zum Doppeltriumph als Trainer greifen. An der Fortsetzung seiner Amtszeit seit 2012 ließ er nach dem WM-Gewinn keinen Zweifel.
«DD» machte die Grande Nation wieder zur fußballerischen 1A-Nation. Zu Ehren seines 50. Geburtstages zählte «Le Figaro» 50 Anekdoten aus dem Leben des gebürtigen Basken auf, den bis zum Triumph in Russland auch immer Kritik begleitete. Seine pragmatische Art, Fußball zu spielen mit einer Ansammlung von Höchstbegabten, gefällt nicht jedem.
Ebenso wie der Führungsstil des oft kauzig und knorrig wirkenden Deschamps. Laurent Koscielny würzte seinen überraschenden Rücktritt am Sonntag mit Kritik am Coach. Der Abwehrspieler war 2016 eine der Stützen beim Finaleinzug während der Heim-EM, die WM verpasste Koscielny nach einem Achillessehnenriss. Deschamps habe ihm zum Geburtstag am 10. September eine SMS geschickt, sich aber ansonsten während seiner langen Verletzungspause kaum gemeldet, meinte Koscielny nun.
Störgeräusche wie diese mag Deschamps gar nicht. Seine aktuellen Superstars hat er deswegen auch im Griff. Gegen die schwer angeschlagene deutsche Mannschaft kann Deschamps wieder mit seinen Ausnahmefußballern en masse planen. Mbappé ist dabei, Griezmann ist dabei, Pogba ist dabei – eine angsteinflößende Offensive, die allerdings im Hinspiel in München am 8. September auch kein Tor zustande brachte.
Mittelstürmer Olivier Giroud beendete erst beim 2:1-Sieg in der Nations League gegen die Niederlande wenige Tage danach seine zehn Spiele währende Torflaute und will nun zum 14. Sieg in der Länderspiel-Bilanz gegen die deutsche Mannschaft beitragen. Das bisher letzte Duell im Stade de France hatten die Franzosen mit 2:0 gewonnen. Am Abend des 13. November 2015 wurde der Fußball durch die Terrorattacken in Paris und am Stadion in Saint-Denis aber zur Nebensache.
(dpa)