Wo der US-Sport derzeit steht

New York – Ein volles und lautes Arrowhead Stadium in Kansas City, kein freier Platz im Staples Center von Los Angeles und genauso viele Menschen im Yankee Stadium in New York wie gewohnt. So stellt sich US-Präsident Donald Trump die Zeit nach der Corona-Krise vor.

«Wir wollen, dass es so wird, wie es war.» Und dies werde schneller gehen, als viele erwarteten, sagte Trump am Mittwochabend (Ortszeit) in Washington. Die «neue Normalität» werde seiner Ansicht nach der Zustand wie vor drei Monaten sein. Er wolle, dass die Stadien bei Baseball- und Football-Spielen wieder voll seien und nicht drei oder vier Sitze zwischen den Zuschauern frei sein müssten.

Einen Zeithorizont für das Szenario nannte Trump nicht und gab zu: «Es könnte länger dauern.» Aber die Bundesstaaten gingen nach und nach bereits Schritte in diese Richtung. Die Hoffungen des Präsidenten auf eine baldige Rückkehr zu Live-Sport in den großen Ligen steht allerdings im Widerspruch zu den jüngsten Aussagen seines Gesundheitsberaters Anthony Fauci.

«Ich würde gerne alle Sportarten zurück haben können», sagte der Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten in einem Interview der «New York Times». «Aber als ein Gesundheitsbeamter, Arzt und Wissenschaftler muss ich jetzt sagen, wenn man sich das Land anschaut, sind wir dazu noch nicht bereit.» In manchen Sportarten sei es machbar, das zu schaffen. «Aber im Moment sind wir es nicht.» In den USA gibt es mehr als eine Million positiv auf Corona getestete Menschen.

Fauci betonte die Notwendigkeit, erst einmal einen Impfstoff haben zu müssen, um über Zuschauer auf den Rängen nachdenken zu können. Aber auch ohne Zuschauer sei es eine schwierige Aufgabe, die Spieler und beteiligten Menschen zu schützen, sagte er. «Wenn du die Sicherheit nicht garantieren kannst, musst du leider in den sauren Apfel beißen und sagen: «Wir müssen in dieser Saison möglicherweise auf diesen Sport verzichten»», sagte er.

Ein Überblick über die Debatten und Gerüchte rund um den US-Sport:

BASKETBALL

Saison unterbrochen seit 11. März. Hauptrunde noch nicht beendet, Playoffs stehen noch aus.

Gibt es das Happy End für alle Basketball-Fans in Disney World? Nach Informationen eines «The Athletic»-Reporters überlegt die NBA, den Freizeitpark in Florida für Spiele zu nutzen. Mehr Details sind bislang nicht bekannt. Sicher ist: Die Liga hat ihre Teams zuletzt darüber informiert, dass Spieler frühestens am 8. Mai wieder auf die Club-Gelände und dort die Einrichtungen nutzen dürfen: Maximal je vier Spieler und ohne jegliche Form der Zusammenarbeit. Ein zwei gegen zwei ist also verboten, Trainer sind nicht erlaubt. Davon ausgehend, dass es nach Einschätzung von Spielern und Experten mindestens zwei bis drei Wochen volles Training braucht vor einem Pflichtspiel, ist eine Rückkehr des US-Basketballs vor Juni ziemlich unrealistisch.

EISHOCKEY

Saison unterbrochen seit 13. März. Hauptrunde noch nicht beendet, Playoffs stehen noch aus.

In der NHL gibt es die Hoffnung auf einen ersten kleinen Schritt zurück zur Normalität, die sogenannte Phase zwei. Wann genau man in diese Phase zwei eintreten könne, in der Spieler in Kleingruppen in den Trainingszentren arbeiten dürften, sei unklar, hieß es in einer Mitteilung am Mittwoch (Ortszeit). Die NHL geht von einem Zeitpunkt Mitte oder Ende Mai aus. Allerdings schränkte die Liga sinngemäß auch ein, dass der Trend dafür gut sein müsse und es keine Bedenken einer möglichen Wettbewerbsverzerrung geben dürfe, sollte sich die Situation in den verschiedenen Gegenden der USA und Kanada unterschiedlich entwickeln.

FUSSBALL

Saison seit 13. März unterbrochen. Zwei Spieltage absolviert, Playoffs stehen noch aus.

Aus der MLS kommen zuletzt nur Mitteilungen über neue Wohltätigkeitsaktionen in der Corona-Krise – Ideen dazu, wie es in der so kurz nach dem Saisonstart schon wieder unterbrochenen Liga weiter gehen soll, kommen dagegen nicht vor. Wann Mitbesitzer David Beckham also das erste Heimspiel des FC Inter Miami erlebt, ist völlig offen.

BASEBALL

Für den 26. März geplanter Saisonstart verschoben.

Die MLB musste ihren Saisonstart verschieben und wirkt am aktivsten bei der Suche nach einer Lösung. Wie die Nachrichtenagentur AP zuletzt berichtete, gibt es Überlegungen, die 30 Mannschaften in drei Divisionen aufzuteilen und so die Strecken zwischen den Teams zu verkürzen. Auch der Plan einer großen Quarantäne an einem oder mehreren Spielorten scheint noch nicht verworfen. Zur Debatte stehen dafür allem Anschein nach die Staaten Arizona, Florida und Texas.

AMERICAN FOOTBALL

Saisonstart geplant für 10. September.

Seit Montag hat die Trainingszeit für auch für die Teams ohne neuen Cheftrainer begonnen – virtuell, von zu Hause und ohne Nutzung der Trainingszentren. Das ist erst wieder erlaubt, wenn alle 32 Teams unter Berücksichtigung der Regeln in ihrem jeweiligen Bundesstaat die Chance dazu haben. Clubs durften ihren Spielern Material nach Hause schicken, der Wert durfte 1500 Dollar (rund 1370 Euro) aber nicht übersteigen. Es gibt bislang keine öffentlich bekannten Überlegungen, den für 10. September geplanten Start in die neue Saison zu verschieben. Ob dann aber auch Zuschauer im Stadion sitzen dürfen, erscheint mit Blick auf Faucis Aussage mehr als fraglich.


(dpa)

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