Sotschi – Selbst der Anruf von Präsident Wladimir Putin konnte Russlands Fußball-Nationalcoach Stanislaw Tschertschessow nicht trösten. Putin gratulierte kurz nach dem Viertelfinal-Aus gegen Kroatien zu einer tollen WM.
«Aber ich habe ihm gesagt, dass wir enttäuscht sind», meinte Tschertschessow in der Nacht nach der knappen 3:4-Niederlage im Elfmeterschießen. Die schwer erschöpften Kroaten konnten ihr Glück dagegen kaum in Worte fassen. Tschertschessow allerdings wählte einen sonderbaren Vergleich, um die Gefühlslage seines Teams zu beschreiben.
ABGEZOGEN: «Wir fühlen uns ein bisschen wie Wehrpflichtige, die früh abgezogen wurden», sagte der 54-Jährige. «Es wäre besser gewesen, wenn wir noch bis zum 15. Juli hätten bleiben können.» An diesem Tag findet in Moskau das Endspiel dann ohne den Gastgeber statt. Dass die Russen allein mit dem Einzug ins Viertelfinale schon die Erwartungen übertroffen hatten, stimmte sie kurz nach dem WM-Aus nicht milde. «Unsere Herzen sind gebrochen. Wir haben gekämpft wie die Löwen», sagte Stürmer Artjom Dsjuba.
WODKA: Ganz anders ging es verständlicherweise Davor Suker. Der frühere Weltklasse-Angreifer und jetzige Präsident des kroatischen Fußballverbandes spazierte mit bester Laune durch die Katakomben des Fischt-Stadions in Sotschi. Der 50-Jährige hatte noch lange nach dem Abpfiff ein nasses Jackett. «Das kommt nur vom Wasser aus der Kabine», sagte Suker. «Aber vor dem Elfmeterschießen habe ich Wodka getrunken vor lauter Aufregung.»
REGENERATION: Mit einem Schnaps dürften Kroatiens Spieler im Anschluss ziemlich sicher nicht auf den historischen Sieg angestoßen haben. «In den nächsten drei, vier Tagen müssen wir uns erholen», sagte Trainer Zlatko Dalic. Nach der zweiten Verlängerung im zweiten K.o.-Spiel waren seine Spieler müde und ausgelaugt – aber auch stolz. Schon am Mittwoch geht es gegen England um den Einzug ins Finale. «Ich hoffe, dass wir noch in der Lage sind, diesen zusätzlichen Schritt zu gehen», sagte Kapitän Luka Modric.
(dpa)