WM-Gastgeber Russland nach Elfmetertriumph in Ekstase

Moskau – «Helden», «Prachtkerle», «Weltmeister der Herzen»: Mit Stolz und Glückseligkeit haben Russlands Medien auf den Sieg des WM-Gastgebers im Achtelfinale gegen Spanien reagiert.

«Deutschland, Spanien, Argentinien mit Messi und Portugal mit Cristiano Ronaldo fahren nach Hause – und wir stehen im Viertelfinale», schrieb etwa das Fachblatt «Sport-Express» und titelte: «Freue dich, Russland!»

Die Tageszeitung «Kommersant» sprach sogar vom «wichtigsten Spiel in der Geschichte der russischen Fußball-Nationalmannschaft». In der Hauptstadt feierten Zehntausende Russen bis tief in die Nacht den Sieg mit Hupkonzerten, Autokorsos und Jubelrufen. Auch in der Provinz wurde Berichten zufolge ausgelassen gefeiert. In sozialen Netzwerken überschlugen sich Fans mit Lob für die kämpferische Leistung.

Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow warnte aber nach dem 4:3 im Elfmeterschießen vor zu viel Euphorie. Und er bangt um Routinier Juri Schirkow. «Ich fürchte, das war sein letztes Spiel bei diesem Turnier. Er hat eine Verletzung am Bein», sagte der Coach. Schirkow selbst sprach von der Achillessehne. Der 34-Jährige von Zenit St. Petersburg war in der Halbzeit durch Wladimir Granat ersetzt worden.

Die Fehlschüsse von Koke und Iago Aspas bescherten Russland vor rund 78.000 Zuschauern im Luschniki-Stadion und Millionen Fans an den Bildschirmen den größten Erfolg seit dem Viertelfinaleinzug der damaligen UdSSR bei der WM 1970. «Disziplin und Selbstaufopferung können spielerische Klasse schlagen», sagte Stürmer Artjom Dsjuba. Er hatte in der regulären Spielzeit per Elfmeter (41.) die spanische Führung durch Sergerj Ignaschewitsch (12., Eigentor) ausgeglichen.

Bei Ex-Weltmeister Spanien ist die Zukunft von Trainer Fernando Hierro nach dem Scheitern ungewiss. «Wir werden uns diese Woche beim Verband zusammensetzen und dann Entscheidungen treffen», sagte Verbandspräsident Luis Rubiales am Sonntagabend. Hierro hat nur eine Vereinbarung für die Dauer des Turniers. Er war erst zwei Tage vor der WM zum Chefcoach befördert worden – Rubiales hatte überraschend beschlossen, sich von Julen Lopetegui zu trennen, da dieser einen Vertrag für die neue Saison als Trainer von Real Madrid unterschrieb.

Besiegelt ist hingegen das Schicksal von Andrés Iniesta. Der geniale Spielmacher bestätigte seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft.


(dpa)

(dpa)