Shanghai – Die deutschen Basketballer wollen bei der enttäuschenden WM in China zumindest noch einen positiven Abschluss schaffen.
Beim letzten Spiel gegen Kanada ab 14.00 Uhr in Shanghai ist der Sprung zu einem Olympia-Qualifikationsturnier zwar so gut wie sicher, ein Erfolgserlebnis hätte aber auch wichtige Signalwirkung für die Mannschaft um NBA-Profi Dennis Schröder. Das Wissenswerte zur Partie der Platzierungsrunde im Überblick:
AUSGANGSLAGE: Das Team von Bundestrainer Henrik Rödl darf sich eine Niederlage mit 48 Punkten erlauben, damit der Traum von Olympia mindestens bis zum nächsten Sommer weitergeht. «Wir haben schon vor zwei, drei Jahren noch unter (Trainer) Chris Fleming das Ziel Tokio 2020 formuliert», sagte Bayern Münchens Kapitän Danilo Barthel. «Das hat eine große Bedeutung, dass wir die Chance am Leben halten, dass wir dieses Qualiturnier spielen können.»
Nach dem Scheitern in der Vorrunde durch eine blamable Niederlage gegen die Dominikanische Republik würde das deutsche Team mit einem Sieg zum Abschluss die WM als 17., 18. oder 19. beenden. Der 17. Rang von der WM 2010 ist die bislang schlechteste deutsche Platzierung bei einem Weltturnier. «Es ist unsere Mission, das Spiel noch zu gewinnen und zumindest noch mit einem halbwegs guten Gefühl rauszugehen», sagte Coach Rödl.
SO LÄUFT DIE OLYMPIA-QUALIFIKATION WEITER: Im Sommer 2020 werden bei vier Qualifikationsturnieren die letzten vier Olympia-Tickets unter 24 Teilnehmern vergeben. Bei einem Turnier treffen sechs Mannschaften aufeinander und spielen einen Sieger aus, der nach Tokio darf. Um die Gastgeberrolle will sich der Deutsche Basketball Bund aller Voraussicht nach nicht bewerben. «Es ist für uns illusorisch. Wenn ich etwas machen möchte, muss ich es finanziell hinterlegt haben», sagte DBB-Präsident Ingo Weiss. «Dazu bereiten wir uns auf die Heim-EM 2021 vor und da aus der hohlen Hand ein Sechs-Nationen-Turnier zu organisieren, möchte ich bei uns keinem zumuten.»
GEGNER: Kanada musste zahlreiche Absagen von Stars aus der NBA verkraften. So verdienen nur Taktgeber Cory Joseph (Sacramento Kings) und Khem Birch (Orlando Magic) ihr Geld in der besten Liga der Welt. Die Kanadier scheiterten in ihrer stark besetzten Vorrundengruppe an Australien (92:108) und Litauen (69:92). Beim 126:71 über Jordanien stellten sie mit 24 versenkten Distanzwürfen einen WM-Dreierrekord auf. «Sie sind eine unglaubliche Werfermannschaft», charakterisierte Rödl den Gegner.
DUELL MIT BEKANNTEN I: Mehrere kanadische Nationalspieler liefen bereits in der Bundesliga, so unter anderem die Brüder Phil Scrubb (früher Frankfurt) und Thomas Scrubb (früher Gießen) sowie Owen Klassen (früher Hagen, Würzburg, Ludwigsburg). Auch ein aktueller Deutschland-Legionär ist dabei: Kaza Kajami-Keane wechselte diesen Sommer zu den Syntainics Mitteldeutscher BC.
DUELL MIT BEKANNTEN II: Den Assistenztrainer von NBA-Meistercoach Nick Nurse kennen Rödl & Co. nur zu gut. Gordon Herbert arbeitete viele Jahre in der Bundesliga, zuletzt seit 2013 bei den Fraport Skyliners in Frankfurt. «Er kennt mich, wir kennen ihn. Ich glaube, dass man in dem Zeitpunkt des Turniers sowieso alle Gegner kennt. Ich hoffe, das wird kein so großer Vorteil sein», sagte Rödl mit leichtem Augenzwinkern.
Herbert coachte bei den Hessen unter anderem die heutigen Nationalspieler Johannes Voigtmann und Barthel. «Ich habe ihm vieles zu verdanken, wie ich mich entwickelt habe, was er mir beigebracht hat», sagte Barthel. «Bisher habe ich eigentlich immer recht gute Spiele gegen ihn gemacht.» Nach der WM setzt Herbert ein Jahr bei den Skyliners aus und ist als Berater tätig. Nach der erhofften Olympia-Teilnahme soll er dann ab der Saison 2020/21 auf seinen Trainerposten zurückkehren.
(dpa)