«Wir gegen die Welt» – Schweizer wollen ins WM-Achtelfinale

Nischni Nowgorod – Endlich wieder Fußball! Nach den tagelangen Debatten über den Adler-Jubel von Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri gegen Serbien sind die Schweizer froh, dass am Mittwoch das nächste Spiel ansteht.

Mit Xhaka, Shaqiri und Kapitän Stephan Lichtsteiner, die für ihre politischen Gesten mit einer Geldstrafe belegt wurden, wollen die Eidgenossen gegen die bereits ausgeschiedenen Costa Ricaner den Sprung in die K.o.-Runde perfekt machen. «Wir wollen ins Achtelfinale, das ist alles, was zählt», hatte Shaqiri bereits nach dem hoch emotionalen Spiel gegen Serbien gesagt.

Die Turbulenzen der vergangenen Tage haben das Team noch enger zusammenrücken lassen. «Wenn etwas passiert, wenn einer von uns attackiert wird, dann stärkt das die Gruppe. Wir lassen keinen alleine und lassen nicht zu, dass ein Einzelner den Leuten zum Fraß vorgeworfen wird», sagte Defensivspieler Michael Lang. Und dann brachte der von Borussia Mönchengladbach umworbene Rechtsverteidiger die Stimmung im Schweizer Lager in der Wolgastadt Togliatti auf den Punkt: «Wir gegen die Welt.»

Mit diesem Trotz-Gefühl soll es für die Schweizer in Russland noch weit gehen. Schon vor dem Turnier hatte Trainer Vladimir Petković das Erreichen des Achtelfinals selbstbewusst als Minimalziel ausgegeben. Dafür reicht der Nati am Mittwoch (20.00 Uhr) in Nischni Nowgorod bereits ein Punkt. Doch nach den ermutigenden Auftritten gegen Brasilien (1:1) und Serbien (2:1) wollen die Schweizer dieses Mal mehr. Das erste WM-Viertelfinale seit der Heim-Weltmeisterschaft 1954 ist das große Ziel.

Ottmar Hitzfeld, Vorgänger von Petković als Nationalcoach, traut der Mannschaft das absolut zu. «Die Spieler haben einen großen Schritt gemacht», sagte der 69-Jährige, der die Nati von 2008 bis 2014 trainierte, im Interview der Schweizer Boulevard-Zeitung «Blick». Bei der WM in Brasilien schied die Schweiz vor vier Jahren unter ihm im Achtelfinale unglücklich gegen Argentinien aus.

Doch Hitzfeld hält die aktuelle Auswahl für stärker, da die Spieler erfahrener seien. «Sie haben sich in den Vereinen weiterentwickelt, viele sind Stammspieler und Leistungsträger. Davon profitiert die Nati.» Der langjährige Erfolgscoach von Bayern München und Borussia Dortmund hat die jüngsten Diskussionen in der Schweiz natürlich aufmerksam verfolgt. «Dass es eine Debatte ausgelöst hat, ist normal», sagte Hitzfeld. «Aber jetzt muss es wieder um Fußball gehen. Jetzt muss wieder die ganze Schweiz hinter der Nati stehen.»

Mit Zusammenhalt und geballter Unterstützung ins Achtelfinale. Und dann? Dann könnte es gegen Weltmeister Deutschland gehen. Was auch für Hitzfeld ein ganz besonderes Duell wäre, in dem er der Schweiz die Daumen drücken würde. «Ich habe zwei Herzen in meiner Brust mit meinem deutschen Pass. Aber die Schweizer Spieler und der Verband liegen mir näher. Daher bin ich im Herzen für die Schweiz», sagte Hitzfeld, für den die DFB-Elf aber Favorit wäre. «Wenn die Deutschen nun ins Rollen kommen, sind sie schwer zu schlagen.»


(dpa)

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