White verspricht Halfpipe-Spektakel

Pyeongchang – Steffi Graf ließ ihn einst als Geburtstagsüberraschung für Andre Agassi einfliegen: Snowboard-Superstar Shaun White ist auch in Pyeongchang die Attraktion.

Sein großer Auftritt bei den Winterspielen wird in der Nacht zum Mittwoch (02.30 Uhr MEZ) folgen, das Finale in der Halfpipe verspricht eine spektakuläre Show. Im Mittelpunkt: Shaun White. Der 31-Jährige will seine Niederlage von 2014 wettmachen und zum dritten Mal Olympia-Gold feiern. Am Dienstag (05.00 Uhr MEZ) geht es mit der Qualifikation los.

Whites Ansage klingt in jedem Fall wie eine Drohung an die Konkurrenz. «Ich denke nicht, dass wir meinen besten Lauf schon gesehen haben», erklärte der Kalifornier bei seiner vierten Olympia-Teilnahme, obwohl er sich Mitte Januar mit der äußerst seltenen Maximalpunktzahl von 100 qualifiziert hatte.

Seit langem dreht sich in der Snowboard-Szene alles um ihn. Berühmt machten ihn vor Jahren seine Halfpipe-Triumphe 2006 und 2010. Seine grandiosen Tricks gepaart mit seiner damals wilden roten Haarmähne brachte ihm den Spitznamen «Fliegende Tomate» ein.

2014 in Sotschi durchkreuzte dann allerdings der Schweizer Iouri Podladtchikov Whites Gold-Pläne, der Snowboard-Geschäftsmann aus den USA landete nur auf Platz vier. «Es war ein schöner Augenöffner für mich, wie das Leben wirklich ist», sagte der Superstar. Er entschied sich, noch einmal alles für Olympia-Gold zu riskieren. Die direkte Revanche fällt nun allerdings aus. Podladtchikov ist bereits aus Südkorea abgereist. Das gesundheitliche Risiko war nach seinem Sturz mit Blutungen im Gehirn bei den X-Games Ende Januar zu groß.

Auch White blieb in diesem Winter nicht ohne Schmerzen und Rückschläge. Bei einem Training in Neuseeland verlor er die Kontrolle, mit 62 Stichen musste er anschließend im Gesicht genäht werden. Die Besten der Szene treiben sich zu Höchstleistungen bei den Salti und Drehungen an.

Am Mittwoch will besonders Ayumu Hirano, 2014 in Sotschi als 15-Jähriger mit Silber dekoriert, White die Goldmedaille streitig machen. Der Japaner hatte bei den X-Games als erster Snowboarder zwei Sprünge nacheinander mit jeweils vierfacher Umdrehung gezeigt. «Alle, die fast auf Augenhöhe mit ihm sind, wollen besser sein als er. Deswegen geht das Level brutal hoch», sagte der deutsche Olympia-Teilnehmer in der Halfpipe, Johannes Höpfl.

Jarret Thomas, der mit White zusammenarbeitet, glaubt selbstverständlich dennoch an den US-Star: «Er ist ein Spieler», sagte der Olympia-Dritte in der Halfpipe von 2002. «Er trainiert gut, aber es ist richtig gut, wenn es zählt. Das ist der Unterschied.»

Seit Jahren hat White eine eigene Halfpipe in den Rocky Mountains. Seinen ersten Ausrüstervertrag hatte er schon als Siebenjähriger erhalten. Er hält die Air&Style Company, einen renommierten Snowboard-Veranstalter. Er hat eine eigene Modelinie, es gibt nach ihm benannte Handyspiele. Er ist Geschäftsmann und Überstar.

«Er kapselt sich schon ein bisschen ab von der ganzen Nummer. Das merkt man hier bei Olympia noch mehr als im Weltcup, weil er noch mehr im Fokus steht», schilderte Höpfl, berichtete aber auch: «Wenn man mal zum Quatschen mit ihm kommt, ist er wirklich ein netter Typ. Er ist ganz lässig.» Von Whites Können auf dem Brett ist der Außenseiter der Qualifikation tief beeindruckt: «Wenn ich im Lift hochfahre, schaue ich immer zur Pipe, ob er gerade fährt, weil es einfach geil ist, wenn man ihm zuschauen kann.»


(dpa)

(dpa)