Werder noch hinten dran, aber obenauf

Paderborn – Die Punktzahl ist gleich, doch die Stimmungslage könnte unterschiedlicher kaum sein:

Als sich die Spieler von Werder Bremen zum furiosen 5:1 beim SC Paderborn gratulierten, sanken die meisten Profis von Fortuna Düsseldorf, dem größten Konkurrenten um den Relegationsrang, gut 160 Kilometer entfernt zu Boden, als wären sie bereits abgestiegen.

Zwar liegt Werder als Tabellenvorletzter auch nach dem Erfolg und der fast zeitgleichen Last-Minute-Niederlage von Fortuna Düsseldorf gegen Borussia Dortmund noch hauchdünn hinter den Rheinländern. Doch während Düsseldorf-Coach Uwe Rösler nach dem nächsten herben Rückschlag emotionale Aufbauarbeit leisten muss, geht Bremen gestärkt in den Saisonendspurt.

«Wir können mitnehmen aus dem Spiel, dass wir Druck standhalten können», sagte Werder-Trainer Florian Kohfeldt, dessen Team die Motivation und der unbedingte Wille, die verkorkste Saison noch irgendwie mit dem Klassenverbleib zu retten, am Samstag von der ersten bis zur letzten Minute anzusehen war. Im Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz 16 trennt Bremen nur noch die Winzigkeit von einem Tor von der Fortuna.

Bei aller Freude über den Sieg, die ungewohnte Torgefahr sowie das gelungene Comeback von Sturm-Hoffnungsträger und Torschütze Niclas Füllkrug, bremste Kohfeldt aber auch. «Wir sind weiter im Spiel um den Klassenerhalt, aber wir sind heute auf einem Abstiegsplatz. Deshalb gibt’s keinen Grund, jetzt in irgendeiner Form in Euphorie zu verfallen oder zu glauben, man hätte irgendwas geschafft», sagte er.

Erleichtert dürfe seine Mannschaft sein, «bis sie in Bremen aus dem Bus steigt». Schon am Dienstag geht es gegen den FC Bayern München, der an der Weser den Meistertitel perfekt machen kann. «Das wird auch nicht das leichteste Spiel», meinte Kohfeldt. Danach tritt Werder noch beim FSV Mainz 05 an und empfängt den 1. FC Köln.

Das Düsseldorfer Restprogramm ist vom Anspruch her ähnlich. Wie Bremen gegen Bayern ist das Rösler-Team am Mittwoch bei RB Leipzig klarer Außenseiter. An den letzten beiden Spieltagen hat die Fortuna dann mit dem FC Augsburg und bei Union Berlin zwei schlagbare Gegner.

Geht es rein nach den zuletzt gezeigten Leistungen, müsste Düsseldorf eigentlich nicht bange sein: Die Fortuna ist unter Rösler selbst gegen deutlich besser besetzte Konkurrenten wie den BVB häufig mindestens ebenbürtig, gegen andere Gegner teils sogar deutlich besser und dem Sieg auch oft sehr nah. Das Problem: Auf fast schon dramatisch-skurrile Weise bringt sich die Mannschaft immer wieder selbst um ihren Lohn.

Gegen den BVB sorgte dessen Torjäger Erling Haaland mit seinem Treffer in der fünften Minute der Nachspielzeit für Düsseldorfer Verzweiflung – und Bremer Jubel. Es gehe nun zunächst darum, «Mitgefühl mit den Jungs zu haben», sagte Rösler, der aber auch schon wieder in den Angriffsmodus ging. Angesichts bohrender Nachfragen zur geringen Ausbeute seiner Mannschaft trotz der doch meist so gar nicht zum einem Abstiegskandidaten passenden Auftritte sagte er trotzig: «In der Kabine ist der Wille, es den Skeptikern und Zweiflern zu beweisen.»

Stürmer Steven Skrzybski, der bei zwei Pfostenschüssen den durchaus möglichen Sieg vergab, gab sich ebenfalls kämpferisch: «Wir wussten, dass es ein Kampf bis zum letzten Spieltag werden wird. Wir wollen jetzt nicht rumheulen, sondern weiter Gas geben und es aus eigener Kraft schaffen», sagte er.

Das kann der SC Paderborn schon lange nicht mehr. Das Schlusslicht hat mit acht Punkten bei noch drei ausstehenden Spielen nur noch sehr theoretische Möglichkeiten, sein Bundesliga-Abenteuer zu verlängern. Angesprochen auf die Rest-Chancen, sagte SCP-Kapitän Christian Strohdiek: «Das überlassen wir denen, die gut rechnen können.» Damit meinte er sicher nicht die Kollegen in Bremen und Düsseldorf, doch auch dort könnten Rechenkünste am Saisonende gefragt sein.


(dpa)

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