Berlin – Wer muss mit Paderborn den Gang in die zweite Liga antreten? Wer schafft es in die Relegation? Die Abstiegsfrage in der Fußball-Bundesliga klärt sich erst am letzten Spieltag. Ein Quartett feiert schon – die Europa-League-Teilnahme und den Klassenerhalt.
ABSTIEGSFINALE: Werder blickt in den Abgrund 2. Liga. Nach dem 1:3 bei den damit gesicherten Mainzern brauchen die Bremer wohl das nächste «Wunder von der Weser», um sich doch noch vor dem direkten Abstieg zu retten. Zwei Punkte Rückstand sind es auf die Fortuna aus Düsseldorf, die als Tabellen-16. die Relegation vor Augen hat. «Es tut mir weh für den Verein, für alle Mitarbeiter, für alle, die dem Verein die Stange halten», sagte ein tief enttäuschter Werder-Trainer Florian Kohfeldt. Er und sein Team müssen nun gegen den 1. FC Köln zum ersten Mal seit September wieder ein Liga-Heimspiel gewinnen und zugleich auf Schützenhilfe von Union Berlin gegen Düsseldorf hoffen. Fortuna-Coach Uwe Rösler aber gab sich nach dem 1:1 gegen Augsburg kämpferisch: «Man kann hinfallen, entscheidend ist, wie man wieder aufsteht, und wir werden aufstehen.»
CHAMPIONS LEAGUE: Serienmeister Bayern war längst qualifiziert, auch die Dortmunder schon, dank des 2:0 in Leipzig nun definitiv als Vizemeister. RB ist trotz des missglückten Abschieds von Timo Werner dank der überragenden Tordifferenz ebenfalls die Königsklasse sicher. Im Fernduell um den vierten Platz hat Mönchengladbach dank des 3:1 bei Absteiger Paderborn im Fernduell mit Leverkusen nun die Nase vorn. «Wir haben natürlich ein Stück weit gehofft, dass die Leverkusener nicht gewinnen in Berlin. Wir mussten aber trotzdem erstmal unsere Aufgabe erledigen, und das haben wir getan», sagte Doppel-Torschütze Lars Stindl. Im Heimspiel gegen Hertha BSC will Trainer Marco Rose mit den Fohlen «den ganz großen Wurf» perfekt machen und könnte sogar noch Dritter werden. Die Berliner sorgten mit dem 2:0 über Leverkusen dafür, dass Bayer vor der Partie gegen die geretteten Mainzer nun zwei Punkte hinter Gladbach liegt. «Das Einzige, was wir machen können, ist, das nächste Spiel zu gewinnen. Es darf nicht passieren, dass wir unser Spiel nicht gewinnen und auch die Gladbacher ihr Spiel nicht gewinnen», sagte der tief enttäuschte Bayer-Coach Peter Bosz. Der Pokal-Finalist könnte am Ende nur die vage Hoffnung bleiben, sich als Europa-League-Sieger zu qualifizieren.
EUROPA LEAGUE: Die Mini-Hoffnungen des SC Freiburg auf eine Europa-League-Teilnahme zerstörte ein humorloser Meister aus München, der mit seinen Saison-Toren 94-96 zum 3:1 gegen die Breisgauer traf. Stattdessen freuen sich der VfL Wolfsburg und die TSG 1899 Hoffenheim. «Europa war klar unser Ziel. Dass wir das heute geschafft haben, ist super. Aber Europa ist nicht genug. Jetzt wollen wir Platz sechs erreichen, damit wir direkt in die Gruppenspiele kommen», sagte Wolfsburgs Doppeltorschütze Wout Weghorst nach dem 4:1 auf Schalke. Gegner am letzten Spieltag ist der FC Bayern. Ganz ähnlich äußerten sich die Hoffenheimer nach dem minder eindrucksvollen 4:0 gegen Union Berlin. «Ich sage an dieser Stelle auch: Wir haben noch mehr vor», sagte Sportchef Alexander Rosen, der nach der Trennung von Alfred Schreuder derzeit das Trainerteam der Kraichgauer koordiniert. «Wir sind durch Platz sieben sicher in der Qualifikation. Das klare Ziel, das wir uns gesetzt haben, ist Platz sechs zu holen.» Gegner am letzten Spieltag ist Borussia Dortmund.
DIE BAYERN SIND NOCH LANGE NICHT AM ZIEL: «Wir haben auch in dieser Saison noch große Ziele. Wir haben das Pokalfinale, das wir unbedingt gewinnen möchten», sagte Nationalspieler Josuha Kimmich nach dem 3:1-Sieg im letzten Heimspiel der Corona-Saison gegen den SC Freiburg. Nach dem Pokal-Finale am 4. Juli in Berlin gegen Bayer-Leverkusen wartet dann die große Unwägbarkeit. «Dann haben wir leider noch mal eine kurze Pause, das haben die anderen Vereine nicht. Da hoffe ich, dass wir das wieder mit unserer Mentalität gut hinbekommen», sagte Kimmich mit Blick auf die Champions League. In der Bundesliga gibt es am Samstag in Wolfsburg die Schale für die 30. national Meisterschaft. 96 Saison-Tore in der Bundesliga haben die Münchner bislang erzielt, 33 gehen allein auf das Konto von Robert Lewandowski. Ob das Team von Trainer Hansi Flick die Gerd-Müller-Bayern der Saison 1971/72 mit 101 Toren noch einholen kann?
UND SONST SO: So richtig hatte Eintracht Frankfurt nicht mehr mit der Europa League gerechnet, so richtig hatte der 1. FC Köln nicht mehr den Abstieg befürchtet. Am Ende stand ein ereignisarmes 1:1. «Es ist natürlich schade, dass wir nach 29 internationalen Spielen in den vergangenen beiden Jahren nicht wieder dabei sind. Auf der anderen Seite war es keine einfache Saison. Und man kann auch mal auf einen einstelligen Tabellenplatz stolz sein», sagte Eintracht-Coach Adi Hütter. Kölns Trainer Markus Gisdol konstatierte: «Die Zielerreichung überlagert heute alles. Ich merke, dass unserer Mannschaft und uns allen ein großer Stein vom Herzen gefallen ist.»
(dpa)