Oberstdorf – Nach seiner Flugshow in Oberstdorf blieb Andreas Wellinger einfach mal länger im Bett. Ausschlafen und die Beine hochlegen hieß das Freizeit-Motto, ehe mit dem Trip nach Fernost die heiße Phase der WM-Vorbereitung beginnt.
Am kommenden Wochenende in Sapporo und Mitte nächster Woche bei den vorolympischen Test-Weltcups in Pyeongchang will Deutschlands derzeit bester Skispringer auf der Erfolgswelle bleiben und dann bei den Titelkämpfen in Lahti vom 22. Februar bis 5. März um die Medaillen springen.
«Wenn einer in Topform ist, warum soll er das nicht mitnehmen. Wir müssen dynamisch weitermachen. Die Jungs sind ja nicht am Ziel, speziell Andreas nicht. Es ist ja nur ein erstes Hochplateau», sagte Bundestrainer Werner Schuster.
Erstmals nehmen sich die DSV-Adler – anders als in den vergangenen Jahren – keine Weltcup-Auszeit vor dem Saison-Höhepunkt. «Ich muss weiter hart arbeiten, denn es gibt keine Garantie, dass ich jetzt immer auf dem Podium stehe», verkündete Wellinger die Marschroute.
Nach der Vierschanzentournee, die für ihn mit einem Rückschlag endete, ist der Team-Olympiasieger in die Weltspitze durchgestartet. Dritter in Wisla, Zweiter in Zakopane, Erster in Willingen und nun zweimal Zweiter in Oberstdorf – Wellinger ist mittlerweile Stammgast auf dem Podest. Dort möchte er auch bei der WM stehen. «Eine Medaille hätte doch jeder gerne, der an den Start geht», sagte er zu seinen Zielen.
Die Superflüge im Allgäu, wo er auf dem WM-Bakken von 2018 mit 238 Metern nun den Schanzenrekord hält und seine bisherige persönliche Bestmarke gleich um 20 Meter steigerte, haben ihm weiteres Selbstvertrauen gegeben. «Wenn ich gut springe, so wie ich das im Moment tue, kann ich vorne mitkämpfen», erklärte er.
Auch Schuster sieht der WM zuversichtlich entgegen. «Für Andi ist es das erste Mal, dass er als Medaillenkandidat hinfährt. Ich glaube, er kann es schaffen. Da bin ich echt optimistisch», sagte der Bundestrainer.
Er hofft nun auf eine Fortsetzung der Erfolgsstory in Japan und Südkorea. Eine zu hohe Belastung sieht er in der strapaziösen Fernreise nicht. «Es ist immer ein Risiko dabei, aber ich denke, es hilft den Jungs. Diejenigen, die nach Siegen oder Top-Platzierungen mit Selbstvertrauen in die WM reingehen, können sich dort schnell einstellen und es gut machen», begründete Schuster sein Konzept.
Dafür hat er schon lange vor der Saison die Grundlagen gelegt. «Du musst das Sommertraining so gestalten, dass du im Winter alles durchfahren kannst. Wenn einer Selbstvertrauen hat, dann packt er das. So wie Peter Prevc in der vergangenen Saison, wo er vom Anfang bis zum Schluss alles gewonnen hat», sagte Schuster.
Bestes Beispiel in den eigenen Reihen ist Severin Freund, der 2015 vor der WM in Vikersund deutschen Rekord von 245 Metern gesprungen war und drei Tage später auf der kleinen Schanze in Falun Vize-Weltmeister wurde. «Es ist eine Kopfsache. Ich glaube, Andreas kann das packen», sagte Schuster. «Für ihn ist es besser, wenn er jetzt dran bleibt.»
(dpa)