Weiter Frust über Basketball-Kalender: «Schlechte Sache»

Hamburg – Die WM-Qualifikation ist für Dennis Schröder und Co. greifbar, die deutsche Basketball-Nationalmannschaft so erfolgreich wie lange nicht – und trotzdem gibt es reichlich Frust bei den Vereinen.

Die Verpflichtungen der Nationalspieler bringen aktuell die Vorbereitung und später die Saison durcheinander. Deswegen drängen Club-Verantwortliche aus der Bundesliga vor dem Supercup ab Freitag in Hamburg auf eine erneute Reform des Wettkampfkalenders.

«Das ist eine schlechte Sache und macht so eigentlich keinen Sinn», sagte ALBA Berlins Sportdirektor Himar Ojeda. Dem Vizemeister fehlen so wie vielen anderen Clubs vor dem Saisonstart Ende des Monats mehrere Spieler, weil diese bei ihren Auswahlen weilen. Nur für den laufenden Lehrgang mit der WM-Qualifikation am 13. September in Estland und am 16. September gegen Israel in Leipzig müssen alleine die deutschen Profis für bis zu 18 Tage abgestellt werden.

Diesen langen Zeitraum kritisierte auch Geschäftsführer Thomas Stoll von ratiopharm Ulm. Er verwies darauf, dass in Spanien beispielsweise nur zehn Tage nötig seien. «Ich habe 100 Prozent Verständnis für die Vereine und die Trainer. Natürlich will jeder seine Spieler so lange wie möglich bei sich haben», sagte Präsident Ingo Weiss vom Deutschen Basketball Bund: «Unsere Mannschaft hat sich sieben Tage vor dem Turnier in Hamburg getroffen, das macht so schon Sinn.» Weiss verwies darauf, dass auch immer wieder Kompromisse gesucht würden und Spieler in Einzelfällen nicht die ganze Zeit dabei sein müssten.

Am Freitag (20.00 Uhr) geht es beim Supercup gegen die Türkei, am Samstag gegen Italien oder Tschechien. Das Mini-Turnier ist das wichtigste Sommer-Event der Basketball-Nationalmannschaft. Unter anderem sind die NBA-Profis Dennis Schröder und Maxi Kleber dabei. Der DBB bietet sein derzeit stärkst mögliches Team auf, um eine Woche später einen großen Schritt Richtung WM in China zu machen.

Sechs Siege in sechs Spielen hat die Mannschaft von Bundestrainer Henrik Rödl dort bislang gefeiert. Die Chance, in Asien dabei zu sein, ist groß. «Die Nationalmannschaft ist die Lokomotive für den Basketball in Deutschland», sagte Weiss der Deutschen Presse-Agentur: «Es geht auch ein bisschen um ihre Wertigkeit. Wenn wir weiter so erfolgreich sein wollen, müssen alle mitziehen.»

Die Qualifikation für die WM läuft in sogenannten Fenstern. Dreimal pro Jahr – auch zweimal während der laufenden Saison – wird das Team zusammengezogen. Das erhöht laut Weiss die Aufmerksamkeit («Wir haben Basketball viel öfter im Fokus und in den Medien»), allerdings können nicht immer alle Profis dabei sein. Die NBA gibt ihre Spieler während der Saison nicht frei, auch die europäische Königsklasse Euroleague und der Weltverband FIBA fanden noch keine einvernehmliche Lösung.

Deswegen regt sich Widerstand. «Die FIBA-Fenster sind schlecht für den Basketball», twitterte ALBA Berlins Trainer Aito Garcia Reneses. Auch Marko Pesic, Geschäftsführer des deutschen Meisters Bayern München, fordert ein schnelles Umdenken. «Das allerwichtigste Thema ist ein gemeinsamer europäischer Kalender. Das ist die Voraussetzung für jeden Schritt, jede Entwicklung, die wir machen können und wollen», sagte der frühere Nationalspieler bei spox.com.

Weiss, der auch Mitglied des Boards beim europäischen Verband FIBA Europe ist, versuchte zu beschwichtigen. Die Einführung der Fenster sei «eine gute Sache. Dass wir die Chance haben, bei der WM dabei zu sein, passiert auch dank der Fenster.» Früher lief die Qualifikation für die WM über die EM. Dort war Deutschland 2017 im Viertelfinale ausgeschieden und hätte sich nicht qualifiziert. Nun ist die Situation eine andere. «Wenn es so positiv weitergeht, habe ich keine Zweifel, dass wir dabei sein werden», sagte Weiss.


(dpa)

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