Gwangju – Hagen Stamm war nach einer «Wahnsinnsleistung» gegen eine «Weltauswahl» mächtig stolz auf seine Wasserballer.
Auch ohne eine Sensation gegen Kroatien und den Halbfinaleinzug kann die deutsche Auswahl viel Schwung für den Kampf um eine Olympia-Ticket mitnehmen. Die Mannschaft von Bundestrainer Stamm verlor im ersten WM-Viertelfinale seit acht Jahren mit 8:10 (2:1, 1:3, 3:3, 2:3) gegen den London-Olymiasieger. Zwar gingen seine Spieler zunächst mit enttäuschten Mienen durch die WM-Arena, aber ihre Titelkampfbilanz schmälert diese Niederlage nicht.
«Jeder wird sagen, was die Deutschen gemacht haben, war eine Sensation. Darauf können wir aufbauen», sagte Stamm. Nur einmal stand eine deutsche Auswahl im Halbfinale: 1982, als es Bronze mit dem Spieler Stamm gab.
Im umkämpften Duell hielt die leidenschaftlich kämpfende deutsche Mannschaft in Gwangju bemerkenswert gut mit. Beinahe hätte das Team um den dreifachen Torschützen Lucas Gielen den Titelverteidiger gestürzt. «Am Ende hat uns ein bisschen Kaltschnäuzigkeit, vielleicht auch Killerinstinkt gefehlt», sagte Kapitän Julian Real. Vor der WM hatte es noch ein 10:22 gegen die Kroaten gesetzt.
Unabhängig vom Ausgang des Platzierungsspiele fällt das WM-Fazit sehr positiv aus. Bei der ersten Teilnahme bei Schwimm-Weltmeisterschaften seit sechs Jahren glückte der Stamm-Formation die Rückkehr in die Top acht der Welt. «Wir sind erweiterte Weltspitze und wir haben gezeigt, dass es richtig ist, uns da einzustufen», sagte Stamm.
Das übergeordnete Projekt ist nach zwei verpassten Sommerspielen die Tokio-Teilnahme. «Unser Ziel ist die Olympia-Quali, aber dafür müssen wir noch eine Schippe drauflegen», mahnte Real. «Die WM ist eine gute Standortbestimmung. Wir haben gezeigt, dass wir auf der Ebene der Topmannschaften sind.»
Die deutsche Mannschaft muss sich bei der EM im Januar in Budapest einen Startplatz für ein Qualifikationsturnier in Rotterdam sichern – und kann dort dann das Tokio-Ticket lösen. «Beide Turniere fangen nochmal ganz von vorne an. Wir müssen einfach weiterarbeiten und uns bewusst sein, dass wir wieder bei Null anfangen», warnte Stamm. «Wenn wir so spielen wie gegen Kroatien, haben wir eine Chance, jeden Gegner zu schlagen.»
(dpa)