Warum Deutschland im America’s Cup fehlt

Hamburg – Der America’s Cup ist in aller Munde, aber Deutschland segelt nicht mit. 35 Auflagen wurden seit 1851 ausgetragen – ein deutsches Team gab es 2007 mit dem United Internet Team Germany nur einmal.

Doch Deutschlands erfolgreichster Segler Jochen Schümann glaubt an die Trendwende. «Durch den Sieg der Neuseeländer könnten sich jetzt interessante neue Rahmenbedingungen ergeben. Die müssen wir abwarten. Wir haben zwar aktuell nicht die olympischen Gold-Gewinner und Helden, wie beispielsweise die Briten mit Sir Ben Ainslie, aber es gibt genug junge Talente, die auf eine solche Herausforderung warten», sagte der dreimalige Olympiasieger.

2007 vor Valencia hatten der Internetdienstleister 1&1 und sein Vorstandsvorsitzender Ralph Dommermuth die deutsche Premiere im 32. America’s Cup mit Mut und Moneten ermöglicht. Sie endete mit Zwist im Management sowie Ärger zwischen dem dänischen Skipper Jesper Bank und den deutschen Seglern. Die Quittung: Platz elf unter zwölf Teams in der Herausforderer-Runde.

Für den 33. America’s Cup war bereits ein neues deutsches Boot in Auftrag gegeben worden. Namhafte Segler wie Jochen Schümann, Karol Jablonski, Eberhard Magg, Tim Kröger, Matti Paschen, Jan Schoepe und Toni Kolb hatten Vorverträge unterzeichnet. Doch daraus wurde nichts. Das USA-Team zerrte Titelverteidiger Alinghi aus der Schweiz vor Gericht, um seine Version von einem modernen America’s Cup durchzusetzen. Die juristische Schlacht tobte über Jahre und ließ nicht nur deutsche Cup-Träume platzen. Herausforderer wurden ausgeschlossen, die Finalisten bestritten ein Exklusiv-Duell.

Seitdem herrscht Flaute an der deutschen Cup-Front. «Deutschland und Ralf Dommermuth waren damals lobenswerterweise bereit, auch mit den Erfahrungen von anderen Teams einen zweiten Anlauf zu starten», sagt Schümann. Das USA-Team mit Milliardär Larry Ellison habe es «dann nicht nur für uns verdorben».

Schümann, zweimal als Sportdirektor für die Schweiz America’s-Cup-Sieger mit der Alinghi, hat die Hoffnung auf eine deutsches Teilnahme am größten Segelereignis der Welt noch nicht aufgegeben. «Deutschland hat das Potenzial und die Qualität für einen Cup-Einsatz, und es gibt einige Leute, die ihr Interesse kundtun. Mich bewegt das Thema weiter sehr», sagt Schümann. Mindestens 50 bis 100 Millionen Euro kostet eine Cup-Kampagne.

Für eine deutsche Teilnahme entwirft Schümann einen dreiteiligen Plan: «Zuerst muss ein junges Team gut vorbereitet zum Youth America’s Cup, im darauffolgenden Cup soll es Technologie- und Management-Erfahrung sammeln, um im dritten Anlauf mit einem siegfähigen Technologiepaket und einer Top-Crew den AC-Gewinn anzusteuern.»


(dpa)

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