Cardiff – Für Wales-Trainer Ryan Giggs bedeutet der Test gegen Spanien ein Luxusproblem.
«Es ist ein fantastisches Spiel», sagte er bei der Kaderverkündung, «aber fünf Tage später haben wir die Nations League, wo es um Punkte geht.» Für die wichtigere Partie in Irland am Dienstag würde der walisische Coach gern einige Profis schonen. Aber: «Jeder Spieler will dabei sein», wusste auch Giggs. «Also muss ich überlegen.»
Real-Madrid-Star Gareth Bale wird gegen Spanien fehlen, das stellte Giggs am Donnerstag klar. «Wir wollen kein Risiko eingehen», sagte er. Bale war bei Reals überraschender 0:1-Pleite bei Alaves am Samstag in der 80. Minute angeschlagen ausgewechselt worden. Am Mannschaftstraining mit Wales nahm er in dieser Woche nicht teil. Bitter für Bale, der gern gegen seine Real-Kollegen auflaufen würde. Für die wichtige Nations-League-Partie am Dienstag in Irland stehen seine Chancen auf einen Einsatz laut Giggs 50:50.
Für Bale könnte Jungstar Harry Wilson einspringen. Der 21-Jährige sorgte mit dem englischen Zweitligisten Derby County zuletzt für Furore, als er Ende September überraschend den englischen Rekordmeister Manchester United aus dem Ligapokal warf. Die Leihgabe des FC Liverpool erzielte dabei per Freistoß ein Traumtor. Selbstbewusst erklärte Wilson in dieser Woche: «Wenn er (Bale) aus irgendeinem Grund nicht auf dem Platz steht, biete ich mich an.»
Hingegen ist Aaron Ramsey gegen die Furia Roja wohl gesetzt. Für den 27-jährigen Mittelfeldspieler des FC Arsenal läuft es im Verein gerade richtig rund. Ramsey feierte am Sonntag schon den neunten Sieg in Serie mit den Gunners. Zum furiosen 5:1 beim FC Fulham steuerte er einen Treffer bei. Ramsey, der unter Coach Unai Emery aufblüht, soll auch das Interesse von Jürgen Klopps FC Liverpool und des Pokalsiegers FC Chelsea geweckt haben.
Nationalcoach Giggs freut sich besonders über die zahlreichen Nachwuchskräfte in seinem Kader. Neben Wilson sind das David Brooks (AFC Bournemouth), Ben Woodburn (von Liverpool an Sheffield United verliehen), Connor Roberts (Swansea City) und Ethan Ampadu (FC Chelsea), den Giggs als «Traum eines jeden Trainers» bezeichnete.
Dass gleich mehrere Jungprofis parat stehen, erinnerte den Coach an seine aktive Karriere bei Manchester United und die sogenannte «Klasse von ’92» mit David Beckham, Paul Scholes und den Brüdern Gary und Phil Neville. «Ich hab es erlebt mit den Jungs, die bei United nachgerückt sind», schwärmte er. «Wenn man gemeinsam den Durchbruch schafft, hat man gemeinsame Erlebnisse.»
Ein tolles Erlebnis soll auch das Duell gegen Spanien werden. Giggs erwartet im großen Millennium Stadion von Cardiff, wo Wales zuletzt vor sieben Jahren gespielt hat, mehr als 50 000 Zuschauer. «In diesem Stadion zu spielen, wird eine ganz neue Erfahrung für mehrere Spieler im Kader», schrieb er im Spieltagsmagazin.
«An dieses Stadion habe ich einige fantastische Erinnerungen», fuhr der 64-malige Nationalspieler fort. Ein Sieg gegen Spanien ist allerdings nicht darunter. Von bisher fünf Begegnungen konnte Wales nur eine für sich entscheiden, aber das war noch einige Jahre vor Giggs‘ Zeit im Nationaltrikot. Im April 1985 siegten die Dragons dank der Treffer von Doppeltorschütze Ian Rush und Mark Hughes.
(dpa)