London – Ein bisschen mitgenommen sah David Wagner nach dem größten Triumph seiner Trainerkarriere aus. «Ich wurde mit Champagner übergossen, tut mir leid», entschuldigte sich der deutsche Coach nach dem geglückten Aufstieg mit Huddersfield Town und ausgelassenen Feierszenen auf dem Rasen.
«Aber dieser Club war 45 Jahre lang nicht in der ersten Liga und ich bin so glücklich und stolz auf meine Spieler», sagte Wagner. Kurz zuvor hatte er im Wembley Stadion einen echten Aufstiegs-Krimi erlebt.
Vor 76 682 Zuschauern, darunter Schauspieler Sir Patrick Stewart («Star Trek: Das nächste Jahrhundert») und rund 39 000 Huddersfield-Fans, hatten sich die Terriers im Elfmeterschießen mit 4:3 gegen den FC Reading durchgesetzt. «Es ist doch das Einfachste, den Ball aus elf Metern ins Netz zu schießen», scherzte Wagner. Seinen Spielern habe er gesagt: «Wir haben zehn Monate gearbeitet und jetzt habt ihr die Chance, in die Premier League zu kommen, in dem ihr den Ball aus elf Metern reinschießt. Das ist doch eine leichte Aufgabe.»
Wagner ist der erste ausländische Trainer, der ein Finale der Championship-Playoffs gewinnt. Die «Wagner-Revolution», von der in Huddersfield schon während der Saison gesprochen wurde und die auf T-Shirts vermarktet wird, ist damit perfekt. «Ich schätze, ich muss der Marketing-Abteilung, die sich das ausgedacht hat, ein Kompliment machen», räumte der 45-Jährige nun ein, obwohl er den Begriff unpassend findet, «denn es geht ja nicht nur um eine Person.»
Viel lieber sprach der frühere U23-Coach von Borussia Dortmund über seine Mannschaft. «Ich hab meinen Spielern vor den Playoffs gesagt, dass sie Helden sind», erklärte Wagner. «Und hier hab ich ihnen gesagt, dass sie die Möglichkeit haben, Legenden zu werden. Und das haben sie geschafft. Sie sind jetzt wirklich Legenden.» Am Dienstag sollen die Spieler zuhause bei einer Parade gefeiert werden.
Britische Medien waren sich dennoch einig, wer der Architekt des Erfolgs ist. «Huddersfield-Boss Wagner hat eine unglaubliche Kursänderung bewirkt und Town damit nach 45-jähriger Abwesenheit zurück in die erste Liga geführt», stellte BBC fest. Der «Guardian» resümierte: «Der Clubvorsitzende Dean Hoyle ging ein Risiko ein, als er David Wagner im November 2015 verpflichtete. 19 Monate später hat sich das in Wembley spektakulär ausgezahlt.»
Hoyle hatte nach dem entscheidenden Elfer von Christopher Schindler die Hände vors Gesicht geschlagen und war auf seinem Tribünenplatz geschafft zusammengesackt. «Ich bin gerührt», gestand er im Sky-Interview. «Ich bin seit 1979 Fan dieses Clubs, als ich auf der Tribüne stand. Das ist ein Traum, der wahr wird. Es ist gigantisch. Wir sind jetzt auf der großen Bühne.»
Wagner nennt es ein «Märchen». Erst 2012 waren die Terriers in die zweite Liga aufgestiegen. Dort hatte der englische Meister von 1924, 1925 und 1926 in dieser Saison das fünftniedrigste Budget. In der lukrativen Premier League winken dem Verein nun Mehreinnahmen von mindestens 170 Millionen Pfund (ca. 195 Mio. Euro).
Zu möglichen Transfers, die mit dem Geld getätigt werden könnten, wollte sich der Trainer aber genauso wenig äußern wie zu Spekulationen um seine Person. «Es liegt jetzt eine Menge Arbeit vor uns», stellte Wagner klar, «aber im Moment geht es nur ums Feiern.»
(dpa)