Wagner will ein Huddersfield-Märchen mit Happy End

London – David Wagner ist sich sicher, dass seine Mannschaft dem großen Druck im Wembley Stadion gewachsen ist. Mit dem englischen Zweitligisten Huddersfield Town steht der Deutsche vor dem wohl größten Spiel seiner Trainerkarriere.

«Dieses Team ist in der Lage, sich von den Umständen freizumachen», versicherte Wagner vor dem Playoff-Finale gegen den FC Reading, «auch wenn das einer der größten Anlässe ist, an denen man im Fußball beteiligt sein kann».

Mit einem Sieg gegen Reading würden die «Terriers» nach 45 Jahren in Englands höchste Spielklasse zurückkehren und dürften sich auf sehr viel Geld freuen. Die «Wagner-Revolution», von der sie in Huddersfield schon länger sprechen, wäre mit dem Aufstieg in die Premier League endgültig perfekt. «Jeder weiß, wir sind ein Club mit kleinem Budget», betonte der 45-Jährige, der kurz vor dem letzten Abstieg geboren wurde. «Aber das bremst nicht unsere Ambitionen.»

Vor der Spielzeit hatte sich der Kumpel von Jürgen Klopp nicht auf ein Saisonziel festlegen wollen. «No limits!» lautete sein Motto, das sich die Mannschaft offenbar zu Herzen nahm. Als wichtigen Erfolgsfaktor sieht Wagner den Zusammenhalt im gesamten Verein. «Nicht nur die Spieler, das gesamte Team hält zusammen», betonte er am Donnerstag nach einem Kurz-Trainingslager in Portugal. «Selbst in der Freizeit haben sie gemeinsam etwas unternommen.»

Die meisten Fußball-Experten hat der englische Fußballmeister der Jahre 1924, 1925 und 1926 in dieser Saison bereits überrascht. «Die hatten wohl eher auf ein Finale zwischen Sheffield und Fulham getippt», sagte Wagner mit einem Grinsen. «Aber jetzt ist es Reading gegen Huddersfield. Und wir sind darüber sehr glücklich.»

Während der vom niederländischen Ex-Nationalspieler Jaap Stam trainierte FC Reading die Championship-Saison auf Platz drei beendete, wurde Huddersfield vier Punkte dahinter Fünfter. Wagner erwartet im Finale eine enge Partie. «Wir haben gesehen, dass die beiden Halbfinal-Spiele sehr knapp waren», erklärte er. «Ich glaube nicht, dass das am Montag in Wembley anders wird.» Der frühere U23-Coach des BVB glaubt, dass es «keine Geheimnisse» zwischen den Teams gibt. «Die wissen alles über uns und wir alles über sie.»

Reading war nach 1:0 und 1:1 gegen Fulham ins Finale eingezogen. Huddersfield setzte sich in Sheffield mit 5:4 nach Elfmeterschießen durch (Hinspiel 0:0) – ein Szenario, das Wagner fast vorausgesehen hatte. «Wir haben genug Deutsche, um das zu erledigen», hatte er vor dem Spiel gescherzt. «Jeder weiß, dass Deutsche in der Lage sind, Elfmeterschießen zu gewinnen.» Chris Löwe, Michael Hefele oder Christopher Schindler zählen zu den Leistungsträgern. Auch Elias Kachunga meldete sich nach Verletzung rechtzeitig zum Finale fit.

Wagner sieht eine breite Unterstützung für seine Mannschaft. «Ich hab das Gefühl, dass fast jeder, nicht nur in dieser Stadt, auch in England und sogar in Europa, darauf hofft, dass dieses Märchen jetzt ein Happy End bekommt», freute er sich. «Außer man ist Reading-Fan.» Jetzt gehe es nur noch darum, am Montag den letzten Schritt zu machen und «das letzte erfolgreiche Kapitel dieses Märchens» zu schreiben.


(dpa)

(dpa)