Ann Arbor – In den USA ist wieder Zeit für den «March Madness», den März-Wahnsinn. 68 Teams kämpfen um die Meisterschaft im US-College-Basketball – und ziehen dabei Millionen Sportbegeisterte in ihren Bann.
«Es ist einfach in Amerika der Monat, in dem alle verrückt spielen wegen des College-Basketballs», sagt Moritz Wagner. Der 20-Jährige aus Berlin steckt derzeit mitten in seiner dritten Spielzeit – und zählt mit seinem Team aus Michigan dieses Jahr zu den Favoriten auf den Sieg.
«Es ist pure Faszination, und die Leute lieben es», sagt Wagner in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. «Ich habe es mir früher immer nachts angeschaut. Und manchmal denke ich mir, es ist schon krass, dass ich jetzt selber hier bin. Ich bin natürlich dankbar dafür und sehr stolz darauf».
Wagner hat sich in seiner dritten Spielzeit zu einem vielseitigen Allrounder und Anführer seiner Mannschaft entwickelt. Der gebürtige Berliner brachte es in dieser Saison für das Team der University of Michigan, die Michigan Wolverines, auf durchschnittlich 14,5 Punkte und 7,1 Rebounds pro Spiel. Beides sind teaminterne Spitzenwerte. Beim Big-Ten-Tournament vor etwas mehr als einer Woche in New York feierte der 2,11-Meter-Hüne mit seinen Mannschaftskollegen nicht nur den zweiten Conference-Titel hintereinander – er wurde auch zum besten Spieler des Turniers ausgezeichnet.
Am Dienstag (Ortszeit) hat nun das alljährliche NCAA-Tournament um die Meisterschaft begonnen. Das Finale wird am 2. April im texanischen San Antonio ausgetragen. Für die US-Wirtschaft eine schwierige Zeit mit einem Dämpfer bei der Produktivität: Nach Angaben des Finanzportals «WalletHub» betrug der Produktivitätsverlust im vergangenen Jahr unglaubliche 6,3 Milliarden Dollar.
Die an Nummer drei gesetzten Michigan Wolverines treffen in der ersten Runde des K.o.-Turniers am Donnerstag (Ortszeit) auf die Montana Grizzlies. Weder Wagner noch sein Trainer John Beilein scheinen jedoch genau zu wissen, was sie erwartet. «Ich habe Montana noch nie spielen sehen», sagt Wagner, der früher bei Alba Berlin spielte. «Jedes Team in diesem Turnier ist sehr gut. Man muss gut vorbereitet ins Spiel gehen, ansonsten ist es ganz schnell vorbei». Beilein antwortete auf die Frage, was er über Montana weiß, mit «nichts». Es ist genau diese Unberechenbarkeit, die das Turnier zu etwas ganz Besonderem macht.
Im letzten Jahr kam das Aus für Michigan im Achtelfinale. Dieses Mal hofft das Team auf mehr. «Wir sind nicht im Turnier, um zu verlieren», sagte Wagner. «Ich glaube, wir sind selbstbewusst genug, und ich glaube, wenn wir jedes Spiel als unser letztes Spiel angehen, dann stehen unsere Chance ziemlich gut».
Welchen Stellenwert das NCAA-Turnier in der amerikanischen Sportlandschaft genießt, zeigt sich nicht nur an der Tatsache, dass die Erstrunden-Paarungen am Sonntag in einer zweistündigen Live-Show bekanntgegeben wurden. Die US-Medienkonzerne lassen sich das Spektakel einiges kosten: CBS und Turner verlängerten ihre TV-Rechte im Jahr 2016 um weitere achte Jahre bis 2032 – und legten dafür 8,8 Milliarden US-Dollar auf den Tisch.
Ob Wagner, der bereits im vergangenen Jahr mit der NBA geliebäugelt hatte, nach dieser Saison den Sprung in die nordamerikanische Profi-Liga wagen wird, ließ er offen. «Ich fühle mich hier sehr wohl, und es wäre unfair dem Team gegenüber, wenn ich mich mit meinen Zukunftsplänen beschäftigen würde», sagte Wagner. Er genießt die Aufmerksamkeit um seine Person auf dem Uni-Campus in Ann Arbor. «Ich werde nach Fotos und Unterschriften gefragt», sagte er. «Es ist schon ein ganz cooles Leben, was man in Berlin-Prenzlauer Berg nicht so hat». Das Interesse der NBA-Teams dürfte er mit seinen Leistungen aber geweckt haben.
(dpa)