London (dpa) – Was heute in London enthüllt wird, dürfte vor allem in Moskau für Unruhe und Argwohn sorgen. WADA-Ermittler Richard McLaren stellt um 12.15 Uhr in der britischen Hauptstadt den zweiten Report zu Doping in Russland vor.
Im Auftrag der Welt-Anti-Doping-Agentur hatte der Jurist aus Kanada vor den Olympischen Spielen in Rio einen ersten Untersuchungsbericht vorgelegt, der für großes Aufsehen sorgte. Erwartet wird, dass im zweiten Report noch umfangreichere Nachweise und Details über die Doping-Systematik in Russland enthüllt werden.
Laut dem ersten Bericht ist Doping im russischen Spitzensport über Jahre gefördert und vertuscht worden. So sollen zwischen 2012 und 2015 rund 650 positive Proben russischer Athleten in rund 30 Sportarten verschwunden sein. Auch bei den Winterspielen 2014 in Sotschi seien Russen gedopt gewesen, darunter mindestens 15 Medaillengewinner.
Positive Proben, die im Kontrolllabor bei den Sotschi-Spielen analysiert wurden, sollen unter Mithilfe des Staates und Mitwirkung des Geheimdienstes FSB in negative manipuliert worden sein. McLaren berichtete zudem, dass es auch bei der Leichtathletik-WM 2013 in Moskau und bei der Schwimm-WM 2015 in Kasan Sportbetrug durch staatliche Stellen in Russland gegeben haben soll.
«Ich kenne den Bericht nicht. Ich will nicht spekulieren», sagte IOC-Präsident Thomas Bach nach einer dreitägigen Sitzung der Führungsspitze des Internationalen Olympischen Komitees in Lausanne. Grundsätzlich verwies Bach immer wieder darauf, die Verantwortlichen eines Dopingsystems – egal ob Athlet, Trainer oder Funktionär – gezielt zu bestrafen. «Ich möchte so eine Person niemals wieder bei Olympischen Spielen sehen», sagte Bach und forderte erneut, schweren Betrug im Sport mit einem lebenslangen olympischen Bann zu ahnden.
Von den Resultaten erneut getesteter Dopingproben der Sommerspiele in Peking (2008) und London (2012) zeigte sich Bach sehr beunruhigt. «Die ersten Ergebnisse lösen Besorgnis aus.» Vor allem bei Athleten aus Russland und beim Gewichtheben gebe es gehäuft positive Ergebnisse bei den Nachtests. Insgesamt hat das IOC allein 2016 bei 101 Proben beider Spiele nachträglich Betrug nachweisen können.
(dpa)