Gelsenkirchen – Als Kind schlief er in königsblauer Bettwäsche, nun hat Steven Skrzybski sich auf einen Schlag in die Herzen der Schalke-Fans gespielt. Die Huldigungen und Sprechchöre aus der Nordkurve bei der Auswechslung waren dem Doppeltorschützen «fast peinlich».
Aber «es ist auch eine Anerkennung, auf die ich stolz bin. Ich habe den Moment einfach genossen. Man kann das Gefühl gar nicht beschreiben», schwärmte Skrzybski nach dem 5:2 (2:1)-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg. «Es war ein überragender Tag.»
Lange hatte der im Sommer für 3,5 Millionen Euro vom Zweitligisten Union Berlin verpflichtete Stürmer auf seine Chance warten müssen. Gerade einmal sechs Bundesliga-Minuten im Auswärtsspiel bei RB Leipzig durfte der 26-Jährige zuvor bestreiten, ehe ihn Trainer Domenico Tedesco am Samstag erstmals in die Startelf berief. «Der Trainer hat mir das Vertrauen geschenkt. Das wollte ich zurückzahlen», sagte Skrzybski bescheiden.
Was nach den Ausfällen von Mark Uth, Breel Embolo und Cedric Teuchert wie einen Notlösung anmutete, erwies sich als Glücksgriff: Mit seinen ersten beiden Bundesligatoren in der 26. und 84. Minute trug der lange in der Warteschleife schmorende Fußball-Profi maßgeblich zum Befreiungsschlag bei. Die übrigen Treffer zum höchsten Saisonsieg markierten Amine Harit (32.), der Ex-Nürnberger Guido Burgstaller (70.) und Rückkehrer Bastian Oczipka (90.+3) bei seinem Saisondebüt nach langer Verletzungspause.
«Ich freue mich sehr für den Jungen. Steven war oft im Kader, aber wir haben nie den richtigen Zeitpunkt gefunden, ihn mal spielen zu lassen. Immer kam etwas dazwischen», sagte Tedesco fast entschuldigend und fügte lobend hinzu: «Im Training hat er immer Gas gegeben. Er ist eine guter Typ. Deswegen freut es mich, dass er jetzt auf den Punkt da ist.» Laut Sportvorstand Christian Heidel hätte Skrzybski «über kurz oder lang» auch seine Chancen bekommen, «wenn wir nicht so viele Verletzte gehabt hätten».
Mit nur acht Toren stellte der Vizemeister der Vorsaison bis zum 12. Spieltag den schlechtesten Angriff der Liga, nun traf er gegen den tapferen Aufsteiger gleich fünfmal. Gleichwohl war Tedesco nicht zufrieden. «Bei aller Schönheit und Freude über die Tore, wir haben schlecht verteidigt. Die Konterabsicherung war teilweise nicht gut», monierte der 33-Jährige. So wurde es nach den Anschlusstreffern von Federico Palacios (38.) und Adam Zrelak (78.), der nach der Gelb-Roten-Karte für Robert Bauer (67.) für die dezimierten Franken zum 2:3 traf, durchaus noch einmal eng.
Tabellarisch haben sich die Knappen nicht verbessert, weil die fünf Pleiten zum Saisonstart eine zu große Hypothek sind. «Wir sind jetzt ab dem sechsten Spieltag Fünfter. Aber wenn du die ersten fünf Spiele verlierst, wird es schwer, schnell auf Platz drei zu springen. Das wird ewig lange dauern, wenn wir überhaupt dahin kommen», sagte Heidel trotz der Bilanz von 13 Punkten aus zuletzt sieben Spielen.
Immerhin konnte Schalke vor dem Champions-League-Spiel beim FC Porto Selbstvertrauen tanken. Zumindest bis zur Winterpause könnte das Sturmduo Burgstaller/Skrzybski zur Dauerlösung werden. «Wir haben auch noch andere Optionen. Aber es bleibt definitiv eine Variante», deutete Tedesco an. Der Hoffnungsträger hätte nichts dagegen: «Wir rotieren ja viel. Ich bin mal gespannt, wie der Matchplan für Porto wird», sagte Skrzybski, der Ende des Jahres heiraten will. «Ich glaube, das Jahr beende ich sehr erfolgreich.»
(dpa)