Volleyballerinnen hoffen auf nächstes EM-Kunststück

Baku – Nachahmen? Sehr gerne! Die deutschen Volleyballerinnen hatten vor ihrem EM-Abenteuer in Aserbaidschan und Georgien Anschauungsunterricht bei den sensationellen Silber-Männern nicht nötig.

Schließlich war für die Mannschaft um die neue Spielführerin Maren Fromm zuletzt 2011 und 2013 selber erst im Finale Endstation. Gegen erneutes Edelmetall und weitere positive Werbung für den Sport hätte der EM-Fünfte von 2015 in Baku aber natürlich nichts einzuwenden.

«Das Ziel sollte sein, ins Viertelfinale zu kommen und dann dafür zu kämpfen, dass noch mehr möglich ist», sagte Fromm vor dem Auftakt der deutschen Reisegruppe am Freitag (18.30 Uhr) in der National Gymnastics Arena gegen den zweimaligen EM-Champion Polen.

Außenseiter Ungarn am Sonntag (18.30 Uhr) sowie Co-Gastgeber Aserbaidschan um die Weltklasse-Außenangreiferinnen Natalia Mammadowa und Polima Rahimowa am Montag (16.00 Uhr) sind die weiteren beiden Hürden in Gruppe A auf dem Weg in die K.o.-Runde.

Außenangreiferin Fromm konnte jüngst bei der EM der Männer in Polen hautnah miterleben, wie eine junge Mannschaft über sich hinauswachsen kann. Mit Silber gewannen ihr Mann Christian und seine Teamkollegen sensationell erstmals eine Medaille bei dem Kontinentalturnier.

Auf Fromm als erfahrenste Spielerin im Kader von Bundestrainer Felix Koslowski wird nun besonders viel Führungsarbeit zukommen. Mit Libera Lenka Dürr und Zuspielerin Denis Hanke soll die 31-Jährige das Spiel lenken. «Durch meine Erfahrung kann ich ein bisschen der Ruhepol sein, an dem sich die jüngeren Spielerinnen orientieren können, um die Nervosität abzulegen. Und in schwierigen Entscheidungen will ich mutig vorangehen und die anderen ermutigen», betonte Fromm, die die Auswahl erstmals als Kapitän in ein Turnier führt.

Wie bei der Sensationstour der Männer stehen insgesamt sieben EM-Novizen im 14er Kader. Das Korsett bilden sechs Spielerinnen, darunter auch Fromm, die in der vergangenen Saison noch unter Koslowski beim SSC Palmberg Schwerin aufliefen und Meister wurden. Es ist insgesamt ein junges Aufgebot im Umbruch, das jedoch in diesem Sommer Ausrufezeichen setzen konnte.

In Portugal qualifizierten sich die Deutschen souverän für die WM 2018 in Japan. Beim Prestigeturnier in Montreux wurden Fromm & Co. völlig überraschend Zweite. Und beim Grand Prix sprang Platz drei heraus. Die meisten Kontrahenten gehörten aber nicht zur Elite.

Erst in der unmittelbaren EM-Vorbereitung unterzog Koslowski sein Team echten Härtetests. Gegen die Mitfavoriten Türkei (0:3) und die Niederlande (0:3 und 2:3) sowie schließlich noch Belgien (1:3) hatten seine Spielerinnen viele Gelegenheiten zu reifen. «Wir wollen bei der EM zeigen, dass wir in diesem Sommer dazugelernt haben und voll dagegen halten», forderte Koslowski.

Nicht zuletzt Louisa Lippmann hat einen Sprung gemacht. Mit ihrem Wechsel 2016 nach Schwerin hat die Diagonalangreiferin ihrer Karriere einen ordentlichen Schub verpasst und ist mit erst 22 Jahren auch im Nationalteam längst eine Leistungsträgerin. Gegen den Nachahmungseffekt bei den Männern hätte sie auch nichts.


(dpa)

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