VfL Bochum vor Neuanfang – Slomka neuer Chefcoach?

Bochum – Nach dem Chaos in der Führungsetage, drei Trainerentlassungen und dem drohenden Sturz in die Drittklassigkeit soll nun zunächst Co-Trainer Heiko Butscher die Talfahrt des VfL Bochum in der 2. Fußball-Bundesliga stoppen.

Ausgerechnet vor dem wichtigen Abstiegs-Duell mit dem SV Darmstadt 98 am Freitag (18.30 Uhr) steht der Club mit der Trennung von seiner sportlichen Führung vor einem Scherbenhaufen. «Für dieses Spiel müssen wir alle Kräfte bündeln. Diese Partie hat für uns höchste Priorität», erklärte der der Aufsichtsratvorsitzende Hans-Peter Villis. Nach vier Niederlagen in Serie hat der VfL nur noch einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsrang.

Am Mittwochabend hatte das Vereinsgremium Sportvorstand Christian Hochstätter und Trainer Jens Rasiejewski von ihren Aufgaben entbunden. «Aufgrund der Entwicklungen in den vergangenen Wochen sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass das gesamte Team einen neuen Impuls braucht», begründete Villis diesen Schritt, der vom Zeitpunkt überraschend kam, aber grundsätzlich im Umfeld erwartet wurde.

Die Nachfolge des VfL-Sportvorstands tritt der bisherige Teammanager und Hochstätter-Assistent Sebastian Schindzielorz an. Butscher, seit 2015 als Junioren- und Assistenzcoach im Club, gilt eher als Interimslösung. Nach Informationen der Funke Mediengruppe soll Mirko Slomka aussichtsreicher Kandidat für den Posten des Chefcoaches sein. Auch der Ex-Gladbacher André Schubert wurde genannt. Es wäre der fünfte Trainer beim Revierclub in der laufenden Saison. Vor Rasiejewski mussten bereits Gertjan Verbeek und Ismail Atalan gehen.

Hochstätter, seit Sommer 2013 in Bochum und mit einem Vertrag bis 2020 ausgestattet, stand seit langem in der Kritik. Verfehlte Einkaufspolitik, unglückliche Entscheidungen bei der Trainerauswahl und die kurzfristige Suspendierung des mittlerweile nach China transferierten Fan-Lieblings Felix Bastians – dem Manager wurden viele Dinge angelastet. Wegen interner Differenzen hatten bereits im Dezember zwei Aufsichtsratsmitglieder ihren Rücktritt erklärt, auch Finanzvorstand Wilken Engelbracht verlässt den Club. Zudem hatte sich eine Opposition gebildet, die die Club-Führung auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung stürzen wollte.

Schließlich übertrugen sich die Probleme auch auf die Mannschaft. «Ich kann versichern, dass das Ganze, was hier seit Wochen und Monaten passiert, nicht einfach ausgeblendet werden kann. Sowas habe ich noch nie erlebt. Letzten Endes wird das Ganze auf dem Rücken der Mannschaft ausgetragen», schimpfte VfL-Profi Patrick Fabian vergangene Woche.

Hochstätter hatte sich in der Öffentlichkeit zuletzt kaum geäußert, sorgte aber mit seinem Auftritt bei einem Fantalk zu Beginn der Woche für Verwunderung. Dort plauderte der 54-Jährige vor mehr als 100 Anhängern munter drauflos und sorgte mit einer Aussage wohl für die später gegen ihn getroffene Entscheidung. «Wenn ich morgen sage, ich bleibe zu Hause, dann ist dieser Verein handlungsunfähig», sagte Hochstätter. Zwei Tage danach war diese Personalie Geschichte beim Revierclub.


(dpa)

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