Vetter kratzt an 90-Meter-Marke – Semenya knackt Rekord

Berlin – Weltmeister Johannes Vetter unterstrich seinen Ruf als bester Speerwerfer des Jahres, David Storl knackte die 21 Meter im Kugelstoßen, und Konstanze Klosterhalfen lief beim spektakulären Saison-Ausklang in Berlin so schnell wie noch nie über 1500 Meter.

Die deutschen Leichtathleten haben beim ältesten Meeting der Welt noch einmal alle Reserven mobilisiert.

Weiterer Höhepunkt des 76. Berliner ISTAF war bei sommerlichen Temperaturen die Show der dreimaligen 800-Meter-Weltmeisterin Caster Semenya. Die Südafrikanerin verbesserte auf der nicht-olympischen 600-Meter-Distanz in 1:21,77 Minuten die 20 Jahre alte Weltbestmarke der Kubanerin Ana Fidelia Quirot gleich um 0,86 Sekunden. Für diesen inoffiziellen Weltrekord durfte sie 10 000 Euro Preisgeld in Empfang nehmen.

Auf der Ehrenrunde genoss Speerwurf-Weltmeister Johannes Vetter die Ovationen der 42 500 Besucher im Olympiastadion. «Es war eine tolle Saison mit einem tollen Abschluss. Ich bin komplett am Ende», stöhnte der Offenburger, nachdem er mit 89,85 Metern erneut Olympiasieger Thomas Röhler aus Jena (86,07) in Schach gehalten hatte. Den Meeting-Rekord des tschechischen Weltrekordlers Jan Zelezny (91,30) verpasste er aber erneut. «Jetzt muss ich erst mal Pause machen. Und dann freue ich mich auf die EM in Berlin 2018», meinte er.

Es war bereits das siebte Mal in dieser Saison, dass Vetter seinen Konkurrenten Röhler besiegte. «Es gibt nicht Besseres, als ein Leben lang Olympiasieger genannt zu werden», tröstete sich der Jenaer, der vor dem Meeting angekündigt hatte, sich bis zu Olympia in Tokio 2020 mental auf die Weite von 100 Metern vorbereiten zu wollen. Vizeweltmeister Jakub Vadlejch wurde mit 85,15 Metern Dritter. Beim Finale der Diamond League in Zürich hatte der Tscheche die Deutschen noch düpiert und sich den Jackpot von 50 000 Dollar gesichert.

Grandios präsentierten sich vor großer Kulisse in Berlin mit Siegen auch Konstanze Klostenhalfen und David Storl. «Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich weiß nicht, wo ich diese Zeit noch hergeholt habe. Es macht Riesenspaß, hier zu gewinnen», sagte die 20-jährige Klosterhalfen, nachdem sie in 3:58,92 Minuten ihre persönliche Bestleistung über 1500 Meter bei ihrem Sololauf um 0,38 Sekunden gedrückt hatte. In der Ostkurve erlebten die Läufer und Läuferinnen eine Neuheit auf der blauen Bahn: Sie liefen durch einen Tunnel, auf dessen Dach die Fans mit ihren Stars nach den Wettkämpfen hautnah in Kontakt kamen.

Endlich konnte in Berlin auch Ex-Weltmeister David Storl wieder einmal Siegerposen ins Publikum richten. Er stieß die Kugel im dritten Versuch auf 21,11 Meter und setzte nach dem Erfolg umgehend zum Jubel mit der Deutschland-Fahne an.

Auf Wunsch von Ausnahmeläuferin Caster Semenya war die selten gelaufene 600-Meter-Distanz ins ISTAF-Programm aufgenommen worden. Mit der gut dotierten Weltbestmarke erfüllten sich die Erwartungen der Südafrikanerin. Offizelle Weltrekorde werden auf dieser Strecke vom Leichtathletik-Weltverband IAAF nicht geführt. Mit ihrem Sieglauf bei der WM 2009 an gleicher Stelle hatte Semenya die weltweite Diskussion um Chancengleichheit im Wettkampf und die Würde von Athletinnen mit männlichen Testosteronwerten ausgelöst.


(dpa)

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