Hockenheim – Die Vertragsverlängerung von Erzrivale Lewis Hamilton kommentierte Sebastian Vettel lapidar und unaufgeregt, bei der Frage um die Zukunft der Formel 1 in Deutschland schaltete er gleich mehrere Gänge hoch. «Es wäre eine Schande, das Rennen zu verlieren», sagte der 31 Jahre alte gebürtige Heppenheimer am Donnerstag, drei Tage vor dem Großen Preis von Deutschland. Aber auch er fürchtet, «dass es das letzte Mal für einige Zeit sein wird».
Deutschland sei ein Autoland, betonte Vettel. Im Gegensatz zu anderen Nationen sei man aber nicht bereit, Geld von öffentlichen Stellen beizusteuern. Ein Ausweg aus dieser Sackgasse ist vorerst nicht in Sicht. Womöglich wird Vettel am Sonntag also zum letzten Mal vor heimischem Publikum gegen Titelverteidiger Hamilton antreten. In den kommenden zwei Jahren wird er im Kampf um die Einstellung des Titelrekords von Michael Schumacher mit sieben Triumphen den Briten im Silberpfeil dagegen nicht los.
Der 33 Jahre alte Titelverteidiger und Mercedes verkündeten zum perfekten PR-Zeitpunkt vor dem Heimrennen des deutschen Werksteams die Verlängerung der höchst erfolgreichen Zusammenarbeit bis Ende 2020 – genauso lange, wie Vettels Vertrag bei Ferrari gültig ist.
«Ich bin fest davon überzeugt, dass Mercedes auch in den kommenden Jahren genau das richtige Team für mich ist», sagte Hamilton. Er rechnet auch damit, dass es für den gesamten Rennstall einen Effekt für den Rest der Saison haben kann: «Nun können wir alle Energie, alle Gedanken in den WM-Kampf stecken.» Man könne alles Positive gebrauchen, um diese WM zu gewinnen. Dreimal holte er im Mercedes schon den Titel, nachdem er als Champion von 2008 vor fünfeinhalb Jahren von McLaren zum deutschen Rennstall gewechselt war.
Gut anderthalb Wochen nach seinem divenhaften Abgang nach der Niederlage beim Heimrennen in Silverstone mit Platz zwei hinter Vettel war Hamiltons Laune nun spürbar aufpoliert. Von einer Revanche bei Vettels Grand-Prix vor heimischem Publikum wollte er aber nichts wissen: «So ein Typ bin ich nicht.» Stattdessen machte auch er sich für die Fortsetzung der Formel 1 in der Heimat seines ärgsten Dauerkonkurrenten stark: «Es ist sehr wichtig, nicht die Grundlage zu verlieren, die die Formel 1 ausmacht. Es ist ein Rennen, das man nicht verlieren darf. Es ist Teil des Erbes.»
Der Teil, den Vettel noch nie gewinnen konnte. Zwar siegte er einmal in Deutschland, das war aber 2013 auf dem Nürburgring. Es war das bisher letzte Rennen der Motorsport-Königsklasse auf dem Kurs in der Eifel. Sollte er nun mit einem Sieg dazu beitragen können, den Grand Prix in Deutschland zu erhalten, «wäre das ein Bonus», sagte Vettel.
Auf Unterstütung hofft der glühende Anhänger von Eintracht Frankfurt vonseiten der enttäuschten Fans der Fußball-Nationalmannschaft nach der WM-Blamage mit dem Vorrundenaus in Russland. «Ich hoffe, dass die Leute ihre Fahnen nach der schlechten WM nicht schon weggepackt haben», sagte Vettel.
Sein Vorsprung auf Hamilton ist knapp, gerade mal acht Punkte hat er mehr als der Brite vor dem elften von 21 Saisonrennen. «Ich habe meine Mission, das ist alles, was zählt», betonte Vettel im Fahrerlager auch mit Blick auf die Nachricht von Hamiltons Vertragsverlängerung. Die Mission heißt WM-Titel. Es wäre der erste mit Ferrari und fünfte insgesamt. Zwei würden dann noch bis zum Rekord von Kumpel und Vorbild Schumacher fehlen.
(dpa)