Sakhir – In der Geröllwüste von Bahrain machen sich Sebastian Vettel und Lewis Hamilton auf die Suche nach dem verlorenen Vertrauen.
Herausforderer Vettel fremdelt trotz seines Auftaktsieges noch mit seinem neuen Ferrari, Formel-1-Titelverteidiger Hamilton fährt nach der Software-Panne von Melbourne gegen die Zweifel am eigenen Team. «Keine Ahnung, was uns in Bahrain erwartet», sagte der britische Mercedes-Pilot vor dem zweiten Saisonlauf unter Flutlicht am Sonntag (17.10 Uhr MESZ).
Die ersten Runden der Saison haben bei den Titelanwärtern eine Reihe offener Fragen hinterlassen. «Ich bin noch nicht glücklich mit dem Auto, ich muss noch gegen zu viele Probleme fahren», stellte Vettel nach seinem unerwarteten Erfolg in Australien fest. Sein launischer Dienstwagen, dem er den Namen Loria verpasste, fühlt sich für den viermaligen Weltmeister noch nicht titelreif an. «Da ist ein großes Potenzial, aber wir haben noch viel Arbeit vor uns», sagte Vettel.
Überstunden schoben zuletzt auch die Mercedes-Ingenieure, ehe die Strategiepanne von Melbourne aufgeklärt war. Ein Programmierfehler hatte Hamilton den sicher geglaubten Sieg gekostet. «Wir haben sichergestellt, dass wir verstehen, was schiefgelaufen ist, und dass es sich in Zukunft nicht in einer ähnlichen Form wiederholen kann», beteuerte Teamchef Toto Wolff. Vorerst dürfte Hamilton aber mehr denn je eher auf sein eigenes Fahrgefühl setzen als auf die Berechnungen an der Boxenmauer. «Was ich schon jetzt sagen kann: Es wird nicht leicht für uns», versicherte der 33-Jährige.
Vier Rennen werde es dauern, ehe die tatsächliche Hackordnung klar sei, fügte der Champion hinzu. Dann kommt die Formel 1 auf den Kernmarkt Europa zurück. Das Entwicklungsrennen bekommt wegen der geringeren Entfernungen zu den Rennfabriken einen neuen Schub. «Es ist noch zu früh für ein Urteil. Der Ferrari ist meiner Meinung nach besser als es scheint», befand Hamilton.
Diese Einschätzung muss die Scuderia erst noch beweisen. Unter normalen Umständen wirkte Hamiltons Mercedes bei den Tests und zum Saisonstart klar schneller als der Ferrari, vor allem in der oft vorentscheidenden Startplatzjagd. Auch deshalb dürfte die Erleichterung im roten Lager umso größer ausgefallen sein, verschaffte ihnen Vettels glücklicher Erfolg doch etwas Luft im Duell mit den seit vier Jahren dominierenden Silberpfeilen. Statt gleich zu Beginn in der WM hinterherzufahren, kommt Vorjahressieger Vettel als Spitzenreiter nach Bahrain.
«Das Team hat wirklich harte sechs Monate hinter sich. Der Teamgeist ist großartig, das müssen wir uns erhalten», sagte Vettel im Hochgefühl seines 48. Karrieresieges. Frisch sind noch die Erinnerungen an das vergangene Jahr, als der Heppenheimer ebenfalls in Australien gewann und bis zum Spätsommer die Gesamtwertung anführte, ehe Patzer und Pannen die Ferrari-Crew in die Sinnkrise stürzten.
«Wir müssen ruhig bleiben», mahnte daher auch Teamchef Maurizio Arrivabene und empfahl seinem Team «Demut und Entschlossenheit» für den langen Weg zum Titel. Einen kühlen Kopf zu bewahren, das dürfte indes in der Hitze von Bahrain extra schwer fallen.
(dpa)