Vettel startet mit cooler Test-Bestzeit in die WM-Mission

Barcelona – Zwischen dem Auftakt unter dem Gefrierpunkt und ein paar Schneeflocken gegen Ende ist Sebastian Vettel in seinem neuen Ferrari ordentlich auf Betriebstemperatur gekommen.

Mit der Bestzeit der bisherigen beiden Testfahrttage brach der Top-Herausforderer aus Heppenheim in seine WM-Mission auf. «Von dem, was wir sehen, schaut es ganz gut aus», bilanzierte Vettel.

Der viermalige Weltmeister verwies am Dienstag in 1:19,673 Minuten den finnischen Mercedes-Piloten Valtteri Bottas um 0,303 Sekunden auf den zweiten Platz. Vettel war auf dem Circuit de Catalunya bei Barcelona auch schneller als Daniel Ricciardo am Vortag im Red Bull (1:20,179). «Es ist wichtig, dass alles hält und das war tadellos», sagte er zum neuen Wagen. «Es ist ansonsten unheimlich schwer zu vergleichen, weil es zu kalt ist.»

Zum ersten Duell der viermaligen Weltmeister seit dem WM-Finale am 26. November 2018 in Abu Dhabi kam es auch nicht. Entgegen der Planungen tauschte Mercedes nicht die Fahrer zur Hälfte des Tages. Lewis Hamilton hatte testfrei. So wie die Mittagspause gestrichen wurde, um nach dem ungemütlichen Start bei -0,3 Grad den Fahrern noch eine Stunde mehr zu geben, wollten die Silberpfeile auch keine Zeit verlieren. Ein Fahrerwechsel hätte Umbaumaßnahmen am W09 erfordert: «Sitz, Pedalen, sogar die Aufkleber», twitterte das Team.

Vettel spulte ohnehin sein eigenes Programm ab. Einen Ausflug ins Kiesbett überstand sein Wagen ohne Probleme, 98 Runden drehte er.

Der heiße WM-Kampf vor allem zwischen Vettel und Hamilton wird aber noch kommen. «Es ist kein Geheimnis, dass es eine Riesenherausforderung ist, wenn es am Ende klappt, wäre es fantastisch», sagte Vettel. Er will den Titel. Zum ersten Mal im Ferrari. Zum fünften Mal in seiner Karriere.

30 Jahre alt ist der Heppenheimer mittlerweile, am 3. Juli wird Vettel 31. Sein Vertrag bis Ferrari wurde im vergangenen Jahr verlängert, er endet nun mit der Saison 2020. Seit 2015 fährt Vettel für die Scuderia, er kam als viermaliger Weltmeister von Red Bull.

In Melbourne zum Auftakt in die neue Saison wird Vettel am 25. März seinen 200. Grand Prix bestreiten, er könnte ihn gleich mit einem Sieg und dem 100. Podiumsplatz seiner Karriere krönen. Vor einem Jahr gewann er den Großen Preis von Australien. «Vergangenes Jahr hat uns Ferrari alle überrascht und ein Auto auf die Strecke gebracht, das von Beginn an funktioniert hat», sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Der Ferrari und auch Vettel funktionierten allerdings nur in der ersten Saisonhälfte titelreif. Vier Siege feierte Vettel bis zur Sommerpause, verabschiedete sich mit 14 Punkten Vorsprung auf Lewis Hamilton in die dreiwöchigen Ferien. Danach war die Herrlichkeit in Rot vorbei, Hamilton brachte sich in Silber mit fünf Siegen in den nachfolgenden sechs Rennen in Titelposition.

Am 29. Oktober 2017 war der WM-Traum für Vettel nach Defekt- und Fehlerwochen vorbei, Hamilton krönte sich in Mexiko zum neuen Champion. Zwei Rennen vor dem Saisonende. Eine Niederlage, die Vettel weh tat, reden wollte er zunächst nicht, er musste das Geschehene verdauen. In Brasilien fuhr er danach fürs eigene Gemüt, für die sportliche Bilanz als Vizeweltmeister und die italienische Seele noch seinen 47. Grand-Prix-Sieg ein.

2018 soll kein Jahr mit zwei verschiedenen Halbzeiten werden. Der SF71H ist eine Evolution des Vorgängermodells, in einigen Bereichen noch radikaler, aggressiver, der Wagen sei aufgeräumter. Der Radstand wurde zudem verlängert. «Letztlich muss das Auto als Ganzes funktionieren», meinte Vettel.

«Überall hat uns noch ein bisschen gefehlt», sagte er mit Blick auf Branchenführer Mercedes. Wie viel Ferrari aufgeholt hat, bleibt vorerst offen. Selbst wenn Vettel erstmal der war, der das Tempo vorgab. Zwei Tage bleiben noch in dieser Woche zum Testen, eine Verlängerung scheiterte laut «auto, motor und sport» am Nein eines Teams. In der kommenden Woche kommt es zu den abschließenden Tests vom 6. bis 9. März. Betriebstemperatur garantiert.


(dpa)

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