Sotschi – Das Lächeln von Sebastian Vettel wirkte nach der nächsten Niederlage im Ferrari-Stallduell gegen Charles Leclerc etwas gequält.
«Ich bin nicht ganz glücklich, ich konnte nicht das Maximum herausholen», sagte der viermalige Formel-1-Weltmeister nach seinem dritten Platz in der Qualifikation zum Großen Preis von Russland. In Sotschi musste sich der 32-Jährige nicht nur erneut dem dominanten Scuderia-Wunderknaben Leclerc geschlagen geben, auch Weltmeister Lewis Hamilton im Mercedes startet als Zweiter noch vor ihm in den Grand Prix am Sonntag.
«Das Rennen wird morgen entschieden. Die Geschwindigkeit ist da und wir bleiben dran», sagte Vettel. Sechs Tage nach seinem ersten Saisonsieg in Singapur stand der Hesse jedoch schon wieder im Schatten des 21-jährigen Leclerc aus Monaco. Zum vierten Mal nacheinander sicherte sich der Youngster die Pole Position. Als letztem Ferrari-Fahrer war das zuvor Rekordweltmeister Michael Schumacher gelungen. «Das fühlt sich sehr besonders an, aber daran möchte ich gar nicht denken», sagte Leclerc, der nun auf seinen dritten Saisonsieg hofft: «Das war schon mal ein guter Start.»
Leclerc war auf dem Kurs um das Olympiagelände von 2014 nicht zu schlagen und unterstrich seinen Status als Qualifying-Spezialist. Zum sechsten Mal geht er in diesem Jahr schon vom ersten Startplatz ins Rennen – so oft wie kein anderer. Vettel hatte satte 0,425 Sekunden Rückstand, schaffte es aber fast noch in die erste Reihe. Am Ende fehlten im Dauerduell mit Hamilton nur 0,023 Sekunden zum zweiten Platz. «Ich hätte nicht gedacht, dass es zur ersten Reihe reicht», sagte der 34 Jahre alte Hamilton, musste aber anerkennen: «Ferrari hat ein ganz anderes Level von Speed, das ist schon fast der Flugzeug-Modus. Ich freue mich deswegen sehr über das Ergebnis.»
Vettel rutschte schon bei seiner ersten schnellen Runde von der Strecke und erwischte insgesamt keinen perfekten Tag, kurz darauf musste die Quali zu Beginn unterbrochen werden. Alexander Albon war mit seinem Red Bull in die Streckenbegrenzung gekracht. Der angekündigte starke Regen blieb überraschend aus, die Strecke war trocken. Die Teams waren am Vortag noch vor extremen Bedingungen gewarnt worden, doch am Schwarzen Meer schien die Sonne.
Für Ferrari geht es um den ersten Erfolg in Russland überhaupt. Seit der Premiere des Grand Prix 2014 konnten die Italiener in Sotschi nicht siegen, Vettel schaffte es zweimal auf Rang zwei. Bislang gab es auf der 5,848 Kilometer langen Strecke um den Olympiapark ausschließlich Mercedes-Triumphe. Mit drei Erfolgen ist Hamilton der Rekordsieger. «Ich hoffe, wir können den Druck hochhalten und Mercedes einen guten Kampf liefern», sagte Hamilton.
Leclerc will «die Füße auf dem Boden halten», sagte er und vermied jede Kampfansage. «Es sieht so aus, als ob es für uns weiter gut läuft. Ich weiß aber nicht, ob es für den Rest des Jahres so bleibt.» Ferrari konnte bislang alle drei Rennen nach der Sommerpause gewinnen und ist spätestens jetzt auch in Russland erneut der Favorit.
Vor dem 16. von 21 Saisonläufen führt Hamilton in der WM-Wertung mit 296 Punkten jedoch noch deutlich vor Stallrivale Valtteri Bottas (231) aus Finnalnd. Hinter Leclerc und dem Niederländer Max Verstappen im Red Bull (beide 200) ist Vettel (194) Fünfter.
(dpa)