Suzuka – Der Einladung von Fernando Alonso nach Shibuya folgten viele Fans. Unweit der wohl berühmtesten Kreuzung der Welt wollte der zweimalige Formel-1-Weltmeister anlässlich einer Sponsorenaktion Anhänger zu einer Massen-La-Ola-Welle animieren.
Aus dem erhofften Schnappschuss an dem von tausenden Passanten täglich gekreuzten Knotenpunkt in Tokio wurde aber nichts. «Fünf Minuten bevor wir ein Foto schießen wollten, sagte die Polizei, dass die Sicherheit nicht garantiert ist», berichtete Alonso. Dass Dinge nicht nach Wunsch laufen, ist für den stolzen Spanier nichts Neues.
Nach drei peinlichen Jahren trennen sich McLaren und Motorenlieferant Honda Ende dieser Saison. Es ist eine Erlösung – vor allem für Alonso. Der 36-Jährige hat beharrlich für die Scheidung von den Japanern und eine Zusammenarbeit mit Renault geworben, das ihm 2005 und 2006 einen Weltmeister-Wagen zur Verfügung gestellt hatte.
«Wir haben unsere Ziele, die sich jeder erhofft hat, nicht erreicht. Das ist schade, das macht uns traurig», räumte Alonso in Suzuka ein, wo er am Freitag im dauerverregneten zweiten Training wie weitere 15 Fahrer ohne gezeitete Runde blieb. «Wir sind aber noch immer stolz auf die Arbeit, die das Team trotz aller Schwierigkeiten geleistet hat.» Es ist ein verbaler Knicks beim Honda-Heimspiel.
Die drei Jahre mit McLaren haben den Stolz der Japaner verletzt. Denn nichts weniger als ein Wiederaufleben der glorreichen alten Zeiten war das Ziel gewesen. Zwischen 1988 und Ende 1992 war Honda mit McLaren viermal nacheinander Fahrer- und Konstrukteurweltmeister geworden. Die Bilanz seit Anfang 2015? Kein Sieg, kein Podium – stattdessen konstant blamables Hinterherfahren mit einem unzuverlässigen und PS-schwachen Motor.
«Jede einzelne Saison mussten wir die Philosophie des Motors ändern. Das hat uns bei der Entwicklung gebremst», erläuterte Alonso, der ein Faible für Fernost hat und dessen Rücken ein Samurai-Tattoo ziert. «Das Gute daran war in Verbindung mit der japanischen Mentalität, dass niemand aufgegeben hat, alle haben weitergearbeitet.»
Noch vor dem USA-Rennen in zwei Wochen wird damit gerechnet, dass Alonso seinen Vertrag bei McLaren verlängert. Honda wird dann nicht mehr Teile seines üppigen Gehalts überweisen. Die Zuwendungen für Toro Rosso werden deutlich niedriger ausfallen.
Das Schwesterteam von Red Bull wird ein Neuanfang für Honda. «McLaren war eher anspruchsvolle französische Küche, Toro Rosso ist mehr wie Hausmannskost», bemühte Honda-Motorsportchef Masashi Yamamoto einen kulinarischen Vergleich. Die Kommunikation mit Toro Rosso soll für die Japaner deutlich einfacher werden als mit dem als durchaus kompliziert bekannten McLaren-Team. «Motorsport ist alles für Honda, er ist Teil der DNA», betonte Yamamoto und versicherte, langfristig in der Formel 1 bleiben zu wollen.
Toro Rosso und Honda könnte als Testbeziehung für einen Einstieg bei Red Bull 2019 dienen, das mit Renault schon lange unzufrieden ist. Bis dahin müssen sich die Japaner bewähren. «Für uns ist das jetzt ein neuer Start mit einem Team, das ähnlich denkt wie wir und sich gemeinsam mit uns weiterentwickeln will», sagte Yamamoto. Dieser Neustart muss Honda gelingen.
(dpa)