Berlin – Im zweiten Stock des Stadions An der Alten Försterei begann für den 1. FC Union Berlin eine lange Partynacht. Gemeinsam mit Familien und Fans feierte der Kult-Club aus Köpenick bis in den Morgen den erstmaligen Aufstieg in die Fußball-Bundesliga.
Bereits lange davor jubelten Tausende Fans auf dem Rasen mit. Ein 0:0 im Rückspiel der Relegation reichte am Montag, um den VfB Stuttgart zum dritten Mal in dessen Vereinsgeschichte in die 2. Liga zu schicken. Union erfüllte sich den Traum vom Oberhaus.
«Es ist einfach geil. Es tut mir leid für die Wortwahl, aber ich kann es anders nicht beschreiben. Das sind Gefühle, die kannst du nicht in Worte fassen», sagte Trainer Urs Fischer. In seinem ersten Jahr als Coach von Union führte er den Verein direkt in die Bundesliga. «Ich habe 40 Jahre lang auf diesen Tag gewartet. Aber wenn es dann soweit ist, fühlt es sich komisch an», sagte Präsident Dirk Zingler. Und Offensivspieler Robert Zulj ergänzte: «Das alles heute hier macht einfach nur Gänsehaut. Es ist unfassbar, was dieser Aufstieg für den Verein bedeutet.»
Union ließ in der Zweitligasaison viele Chancen ungenutzt, in der Relegation klappte es im Nachsitzen aber doch noch, als 56. Verein und fünfter Club aus Berlin in die deutsche Eliteliga einzuziehen. «Die Leute, die hier sind, haben sich so danach gesehnt. Es ist so ein geiles Gefühl, den Leuten das zu geben, wo nach sie sich so lange gesehnt haben: Union Berlin in der Ersten Liga zu sehen», sagte Geschäftsführer Oliver Ruhnert.
Nach dem Abpfiff dröhnte die Musik aus der Kabine, glücklich liefen die Profis mit großen Biergläsern durch die Stadionkatakomben und freuten sich nach zehn Jahren in der 2. Bundesliga über das Geschaffte. «Ich genieße jetzt den Moment, alles andere wird sich irgendwie ergeben», sagte der Schweizer Fischer. Am Mittwoch soll dann mit den Fans noch einmal groß gefeiert werden. Schiffsfahrt auf der Spree und Empfang auf dem Köpenicker Rathausbalkon inklusive. Danach geht es bis spät in den Abend wieder ins Stadion.
Bei den Stuttgartern herrschte hingegen die große Leere. Nach dem 2:2 aus dem Hinspiel am Donnerstag hätte schon ein Tor zum verspäteten Klassenerhalt gereicht. Doch am Ende einer völlig verkorksten Spielzeit gelang dem Bundesliga-16. gegen den Zweitliga-Dritten bei hitziger Atmosphäre in der Hauptstadt nicht mal das. «Für uns war es von Anfang bis Ende eine Horrorsaison», sagte Trainer Nico Willig, den Tränen nahe. «Dass es so endet, ist brutal, das ist der Tiefpunkt für uns.»
Willig, der in der neuen Saison von Tim Walter als Chefcoach abgelöst wird, sprach von «Niedergeschlagenheit und Tränen» in der VfB-Kabine. «Es tut mir wahnsinnig leid für alle Fans, die ganze Region», sagte der Interimstrainer, dem dabei die Stimme stockte: «Ich wünsche mir einfach, dass der VfB zurückkommt.»
(dpa)