Underdog Foles will neues Football-Märchen

Philadelphia – Die Magie des Super-Bowl-Helden ist ein zweites Mal gefragt. Eigentlich hatte sich Quarterback Nick Foles bei den Philadelphia Eagles schon wieder in seine Rolle als Ersatzmann gefügt – und trägt nun doch erneut die Hoffnungen des NFL-Champions.

Wie in der Vorsaison sprang der 29-Jährige zuletzt für den verletzten Stammspieler Carson Wentz ein, führte sein Football-Team mit beeindruckender Nervenstärke in die Playoffs und soll dort ein neues Märchen schreiben. «Dieses Mal zweifelt niemand an Nick Foles», schrieb der «Philadelphia Inquirer» vor dem Start des Titelverteidigers in die K.o.-Runde bei den Chicago Bears.

Wie schon beim Finaltriumph über die New England Patriots und Superstar Tom Brady im Februar 2018 nimmt Foles die Rolle des Underdogs gerne an. «Wir sind ein zuversichtliches Team», sagte er diese Woche. «Und mit diesem Selbstvertrauen und dem Glauben in den anderen können wir da rausgehen und großartige Dinge erreichen.»

Im Vorjahr kam er Mitte der Saison für Wentz zum Zug, der sich das Kreuzband gerissen hatte. Dieses Jahr durfte Foles noch in den ersten beiden Spielen aushelfen, enttäuschte leicht und musste wie geplant mit der Rückkehr von Wentz wieder auf die Bank. Doch dieser verletzte sich am Rücken, Foles kam zurück – und überzeugte erneut. Mit drei Siegen schafften es die strauchelnden Eagles doch noch in die Playoffs, beim 32:30 über Houston stellte Foles sogar einen Teamrekord mit 471 erworfenen Yards auf.

«Er ist extrem ruhig. Er strahlt immer eine positive Einstellung aus», schwärmt Mitspieler Zach Ertz. «Er spielt auf einem extrem hohen Niveau. Wir lieben es, für ihn zu spielen.» Auch im letzten Saisonspiel beim 24:0 über die Washington Redskins lieferte Foles unter größtem Druck wieder eine makellose Leistung. Dabei brachte er 25 Pässe nacheinander zum Mitspieler – Einstellung des NFL-Rekords.

Zuletzt laborierte der Quarterback zwar an Rippenproblemen, will aber in Chicago mit einem Extraschutz auflaufen. «Jeden Tag verbessert es sich drastisch. Am Spieltag werde ich mich großartig fühlen», sagte Foles. Bei den Bears trifft er auf eine der besten Verteidigungen der Liga. Chicagos Defensive fing diese Saison die meisten Bälle ab (27) und brachte den gegnerischen Quarterback am dritthäufigsten zu Boden (50).

Und erneut geht der tiefgläubige Christ Foles («Meine Identität ist in Christus verwurzelt, nicht in meinen Errungenschaften.») gelassen mit dem Druck um. «Im Super Bowl zu spielen ist wirklich eine große Bühne, aber ich erinnere mich daran, dass ich im Moment geblieben bin, mich nicht um die Uhr oder den Spielstand gesorgt habe», beschreibt Foles seine Mentalität. «Es war friedlich, was es eigentlich nicht sein sollte.»

Aber selbst für den Fall, dass Foles seine Eagles zum Sieg über die Bears führen sollte, erhält er keine Einsatzgarantie für den weiteren Weg zum erhofften Super Bowl. Auch seine Zukunft nach den Playoffs ist offen, die Eagles wollen weiter auf Wentz setzen. Es wird erwartet, dass Philadelphia nicht die Option auf ein weiteres Jahr von Foles zieht, der dann 20 Millionen Dollar verdienen würde.

Da die Eagles in der K.o.-Runde als schlechtestes Playoff-Team der NFC kein Heimspiel mehr haben werden, hielt der Super-Bowl-Held deshalb schon eine Art öffentliche Abschiedsrede. «Diese Stadt bedeutet mir sehr viel, dieses Team bedeutet mir sehr viel, dieses Trikot zu tragen bedeutet mir sehr viel», sagte Foles. «Ich bin sehr dankbar für jede Möglichkeit, hier zu spielen. Niemand kann mir das jemals nehmen.»


(dpa)

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