Und die Gewinner heißen: Paris, Los Angeles und Bach

Lausanne – Thomas Bach hat bekommen, was er wollte. Der IOC-Präsident ist – neben Paris und Los Angeles – der eigentliche Gewinner bei der Vergabe der Olympischen Spiele 2024 und 2028.

Sein Plan ist aufgegangen, ein zweites Mal in der Geschichte der olympischen Bewegung eine Doppelvergabe durchzusetzen. Eindringlich hatte er die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) Anfang Juli in Lausanne darauf eingeschworen: «Das ist eine goldene Gelegenheit. Kaum etwas Besseres ist vorstellbar.»

Als Bach im vergangenen Dezember die Debatte um die Vergabepraxis öffentlich angeschoben hatte, war dem Fecht-Olympiasieger von 1976 schon klar, dass es so nicht weitergehen kann. Vor der Vollversammlung der IOC-Mitglieder beschrieb er am 11. Juli das Dilemma so: «Es gibt einen tiefgreifenden Wandel, wie in westlichen Ländern Entscheidungen getroffen werden.»

Früher hätten Bewerbungen noch ein ganzes Land hinter sich gesammelt. «Das hat sich dramatisch verändert, vor allem in Europa», klagte Bach. Menschen reagierten mit Misstrauen, wenn das politische Establishment sich für ein solches Mammut-Projekt engagiere. «Wir müssen diese neue politische Wirklichkeit nicht mögen, aber wir können sie nicht ignorieren.»

Und die Liste der Städte ist fürwahr lang: Für die Spiele 2024, die nun an Paris gehen, knickten Boston, Hamburg, Rom und Budapest unter dem Bürgerwillen ein. Bei den Winterspielen 2022 ein ähnliches Bild: Unter anderem in Stockholm, Oslo und München hatte es nicht genügend Rückhalt gegeben. Gewinner war Chinas Hauptstadt Peking, einziger Verlierer die kasachische Metropole Almaty, beides keine Städte in westlichen, geschweige denn demokratischen Staaten.

Eine staatlich gelenkte Organisation bis zur Perfektion wie im autoritären China ist eine Variante, Olympia zu inszenieren. Doch das Spektakel braucht eben auch Glamour. «Follow the sun» (Folge der Sonne), heißt das Motto der Bewerbung von Los Angeles. Natürlich wird die Stadt mit all ihrem kalifornischen Sex-Appeal grandiose Bilder und das passende Lebensgefühl rüberbringen, die Werbepartner des IOC werden es lieben. Und nicht zu vergessen: Die teuersten Fernsehrechte liegen beim US-Sender NBC, einige Top-Sponsoren sind US-Konzerne wie Coca Cola und Visa. Die USA sind noch immer ein gewaltiger Markt.

Aber auch Paris muss sich in puncto Glamour nicht verstecken. Ein Beachvolleyball-Turnier vor dem Eiffelturm hat jede Menge Charme und liefert ein tolles Panorama. Das IOC gewinnt mit der Doppelvergabe in jeder Hinsicht: Beide Städte haben bürgernahe Konzepte vorgelegt, die ein echter Kontrast beispielsweise zum russischen Gigantismus sind: In die Winterspiele von Sotschi 2014 sollen ungeheuerliche 50 Milliarden Euro geflossen sein.

LA-Bürgermeister Eric Garcetti will mit 5,3 Milliarden Dollar auskommen (knapp 4,5 Milliarden Euro). Dass das IOC 1,8 Milliarden Dollar als Teil des Deals beisteuert, wird den smarten Garcetti sicher freuen, und Los Angeles das Warten ein bisschen versüßen. Paris kalkuliert mit 6,2 Milliarden Euro. Mit diesen Vorbildern können sich Bach und das IOC nun mit ausreichend Zeit auf die Suche nach – auch politisch unverdächtigen – Kandidaten machen und die Vergabepraxis grundlegend reformieren.

Und für Bach, seit 2013 IOC-Präsident, dürfte eine zweite, vierjährige Amtszeit dann bis 2025 durchaus eine realistische Option sein. Denn einen großen Wunsch hat der 63-Jährige noch: Olympische Spiele in Deutschland. In einem Interview sagte er jüngst zu einer möglichen Bewerbung Nordrhein-Westfalens für 2032: «Ich schaue mir die Pläne in NRW mit großer Sympathie an, weil ich mich natürlich freue, wenn in meinem Heimatland ein olympisches Pflänzchen wieder anfängt zu sprießen.» Ein Mann, ein Ziel.


(dpa)

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