London – In einer Wimbledon-Auflage voller Überraschungen hat Angelique Kerber ihre dritte Aufgabe ohne Zittern gelöst und spielt um den Einzug ins Viertelfinale.
Mit ihrer besten Turnier-Leistung ließ die Finalistin von 2016 der Japanerin Naomi Osaka am Samstag keine Chance. Nach einem überzeugenden 6:2, 6:4 in nur 63 Minuten stand die 30-jährige Kielerin als zweite deutsche Achtelfinalistin des bedeutendsten Tennis-Turniers der Welt neben Julia Görges fest.
Lachend schickte Kerber ihre gewohnten Kusshändchen ans Publikum und schrieb anschließend noch fleißig Autogramme. «Ich habe es genossen, auf dem Centre Court zu spielen. Es ist immer magisch hier», sagte sie. «Ich habe versucht, aggressiv zu spielen. Ich versuche, mich nur auf mich zu konzentrieren und immer besser und besser zu spielen.»
Trotz all der unerwarteten Ergebnisse und frühen Pleiten für neun der ersten zehn gesetzten Spielerinnen wartet auf Kerber am Montag eine schwierige Aufgabe. Gegen Belinda Bencic hat die Linkshänderin bislang alle drei Duelle verloren. Die 21-jährige Schweizerin galt früh als künftige Topspielerin, wurde aber von Verletzungen zurückgeworfen. Auf den Rasenplätzen im Südwesten Londons scheint Bencic auf dem Weg zurück zu alter Form, die sie vor zweieinhalb Jahren bis auf Platz sieben der Weltrangliste geführt hatte. Lösbar ist die Aufgabe für Kerber dennoch – ebenso wie für die Bad Oldesloerin Görges das Achtelfinale gegen die Kroatin Donna Vekic.
«Ich habe ein paar Tage gebraucht, um ins Turnier zu finden», hatte Kerber nach ihrem Zitterspiel in der zweiten Runde gesagt. In ihrem ersten Auftritt auf dem Centre Court bei der 132. Wimbledon-Auflage legte die Norddeutsche dann konzentriert und beinahe fehlerfrei los. Die zweimalige Grand-Slam-Siegerin ließ Osaka hart für Punktgewinne arbeiten, zweimal nahm sie der Japanerin im ersten Durchgang den Aufschlag zu einer schnellen 4:1-Führung ab. Nach 28 Minuten hatte Kerber den ersten Satz sicher.
Als junge Spielerin mit einer «großartigen Zukunft» hatte Kerber die zehn Jahre jüngere Osaka bezeichnet. Auch ihr ängstliches Match gegen die Weltranglisten-18. bei den US Open vor knapp zehn Monaten hatte ihr in den Tagen von Wimbledon im Kopf gespukt. Auf einem während des Fußball-WM-Viertelfinals mit England maximal halb gefüllten Centre Court kontrollierte die Linkshänderin aber auch im zweiten Satz die Partie. Keine einzige Breakchance ließ Kerber zu, im gesamten Match unterliefen ihr nur fünf unerzwungene Fehler – bemerkenswerte Quoten.
Mit all den unerwarteten Ergebnissen scheint in diesem Jahr in Wimbledon bei den Damen vieles möglich. Die Nummer eins der Welt und French-Open-Gewinnerin, Simona Halep, schied in der dritten Runde aus. Titelverteidigerin Garbiñe Muguruza verschwand gar nach dem zweiten Spiel aus dem Tableau. Nur die Tschechin Karolina Pliskova taucht von den ersten Zehn der Setzliste im Achtelfinale auf. Kerber ist auf einmal die nach der Rangliste zweitbeste im Feld verbliebene Spielerin. «Natürlich kriegt man das mit», sagte Kerber. «Aber ich gehe meinen Weg, ich versuche nicht so links oder rechts zu schauen.»
(dpa)