Turn-Youngster Dunkel als Lichtblick von Glasgow

Glasgow – Nils Dunkel hatte wohl kaum einer auf der Rechnung. Nicht einmal drei Zehntelpunkte fehlten dem Erfurter bei den Turn-Europameisterschaften in Glasgow zu seiner ersten internationalen Medaille.

Doch kein bisschen trauerte der Youngster der deutschen Riege dem verpassten Edelmetall nach. «Als Achter bin ich geradeso ins Finale gerutscht, als Vierter gehe ich nach Hause. Ich bin mega-glücklich über diesen Platz», sprudelte es in der Hydro Arena aus dem sonst eher schüchtern wirkenden Rotschopf heraus.

Kein bisschen zaghaft, sondern eher kämpferisch war er in das erste Finale auf großer Bühne gegangen. Dennoch gab er später schmunzelnd zu, er sei froh, dass er die Fehler der Konkurrenten vor ihm nicht gesehen habe, weil er als Letzter des Feldes noch in der Einturnhalle weilte. «Sonst wäre ich vielleicht doch nervös geworden», räumte er ein.

Seine EM-Premiere hatte er schon im Vorjahr in Cluj-Napoca erlebt, dort aber war er im Vorkampf nicht weiter aufgefallen, eine Team-Konkurrenz gab es Rumänien nicht. Sein EM-Start in Glasgow hatte sich erst in letzter Sekunde entschieden, weil Dunkel beim Länderkampf in Baiersbronn zwei feine Übungen am Pauschenpferd und am Barren geturnt hatte. «Eigentlich sollte ich hier die Lücke für das Team am Pferd schließen, nie hätte ich zuvor an ein Finale am Barren gedacht», gab er zu. Dort sollte eigentlich Marcel Nguyen die Medaille holen. Doch der Olympia-Zweite patzte im Vorkampf am Tsukahara-Abgang, den nur er derzeit international turnt. Aus der Traum für den Unterhachinger.

Nils Dunkel sagt, die Konkurrenz von Nguyen motiviere ihn. «Wir gönnen uns untereinander immer die besten Ergebnisse. Da gibt es keinen Neid», bekannte er. Und er weiß, mit dem vorjährigen EM-Zweiten Lukas Dauser, seinem Trainingsgefährten in Berlin, bewirbt sich ein weiterer Top-Barren-Turner in den kommenden Wochen um ein Ticket zur WM nach Doha Ende Oktober.

Über diese Konkurrenz im eigenen Lager kann Cheftrainer Andreas Hirsch nur strahlen, denn Glasgow war ohne Medaille nicht gerade die Sternstunde der deutschen Turner in der Ära nach Olympiasieger Fabian Hambüchen. «Ich freue mich total. Nils war nun wirklich nicht unsere erste Hoffnung. Er hat die Ruhe bewahrt, einfach cool», sagte Hirsch und setzte hinzu: «Es war eine leichte Übung für mich, ihn heute zu betreuen. Er nimmt Hinweise auch während der Übung an, ist sehr unkompliziert.»

In der Heimat trainiert Dunkel schon seit Jahren bei Hirsch’s Sohn Robert im Trainingszentrum der Hauptstadt. «Ich bin schon seit zwölf Jahren in Berlin. Aber ich turne weiter für meinen ersten Verein in Erfurt», erzählte er. Gerade hat er sein Abitur abgelegt und schickt sich an, in der Sportfördergruppe nun neue Höhen zu erklimmen. Vielleicht schon in Doha.


(dpa)

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