Düsseldorf (dpa) – David Wagner flüchtete schnell in die Kabine während Uwe Rösler alle Corona-Vorsichtsmaßnahmen vor Erleichterung vergaß.
Glücklich fiel der Trainer von Fortuna Düsseldorf nach dem ersten Heimsieg in diesem Jahr jedem in seiner Nähe um den Hals. Das 2:1 (0:0) gegen den arg gebeutelten FC Schalke 04 vergrößert dagegen die Sorgen beim Schalker Coach Wagner.
Seit nunmehr zehn Spielen ist Schalke ohne Sieg, am Mittwoch verloren die Königsblauen auch das dritte Geisterspiel seit dem Bundesliga-Neustart. «Das ist ein gehöriger Negativlauf, den wir schnellstens beenden müssen», sagte Sportchef Jochen Schneider: «Das ist extrem bitter und extrem enttäuschend. Es war kein gutes Spiel, das kann man nicht schönreden.» Kritik an Wagner relativierte er zumindest: «Es ist nicht richtig, es alleine am Trainer festzumachen. Da gehören alle im Verein dazu.»
Dabei schien die destruktive Defensiv-Taktik der gebeutelten Gäste nach dem ersten Auswärtstor in diesem Jahr durch Weston McKennie (53. Minute) sogar aufzugehen. Doch mit großen Kampf und dank altbekannter individueller Schalker Fehler drehte die Fortuna noch das Spiel. Schalke-Schreck Rouwen Hennings mit seinem ersten Tor unter Trainer Uwe Rösler (64.) und Kenan Karaman (68.) machten den ersten Düsseldorfer Heimsieg in der Rückserie perfekt.
Hennings, der schon beim 3:3 im Hinspiel auf Schalke alle drei Düsseldorfer Tore erzielt hatte, stand erstmals seit Ende Februar wieder in der Startelf der Fortuna. «Schalke scheint mir zu liegen», sagte er lachend. Nach zuletzt vier teils sehr unglücklichen Unentschieden vergrößerten die Düsseldorfer auf dem Relegationsrang mit nun 27 Punkten wieder den Vorsprung auf Werder Bremen auf Rang 17 (22). «Wir hatten zuletzt sehr viele Spiele, in denen wir nahe dran waren. Deshalb war es wichtig, dass wir den Bock umstoßen und das Ergebnis mal über die Zeit bringen», sagte Hennings: «Heute haben wir es sogar mal gedreht, das ist gut für die Moral.»
Für die von Verletzungssorgen gebeutelten Königsblauen rücken die internationalen Plätze immer weiter in Ferne. Nach dem 0:4 in Dortmund, dem 0:3 am Sonntag gegen Augsburg und der erneuten Pleite in Düsseldorf beträgt der Abstand auf einen sicheren Europa-League-Rang nun bereits fünf Zähler. 3:24 Tore aus zehn sieglosen Spielen lautet die katastrophale Bilanz der Schalker zuletzt.
Wagner hatte es nach den Rückschlägen zuletzt mit einer destruktiven Kontertaktik und viel Engagement versucht. Im Gegensatz zu anderen Geisterspielen bislang merkte man beiden Teams von Beginn an, worum es ging. Auch ohne Zuschauer waren schon vor dem Anpfiff Emotionen zu spüren und zu hören: Beide Teams pushten sich lautstark und gingen nach dem Anpfiff engagiert, laut und kampfstark in die Zweikämpfe.
Drei Tage nach dem enttäuschenden 2:2 nach 2:0-Führung im Derby beim 1. FC Köln hatte Fortuna-Coach Rösler das Spiel zum «Must-Win-Game» erklärt: «Die Mannschaft weiß, wir müssen das Spiel gewinnen – egal wie.» Entsprechend traten die Rheinländer auch auf und waren zunächst spielbestimmend – auch weil sich die Gäste nach dem bitteren 0:3 gegen Augsburg weit zurückzogen und auf Sicherung bedacht waren. Teilweise mit fünf Mann auf einer Linie verteidigte Schalke.
Die erste Chance aber hatten die Gäste, die sich mit viel Kampf gegen ein erneutes Negativerlebnis stemmten. Daniel Caligiuri scheiterte in der 21. Minute an Düsseldorfs Keeper Florian Kastenmeier. Nicht nur in dieser Szene wurde klar, warum die Königsblauen in diesem Jahr noch ohne Auswärtstor waren. Neben der Abschlussschwäche klagte Schalke-Coach Wagner zuletzt auch über die vielen Verletzten. In Suat Serdar, Amine Harit und Omas Mascarell fehlten wichtige Spieler. Hinzu kam kurzfristig noch der frühere Düsseldorfer Benito Raman, der seine mögliche erste Rückkehr an die alte Wirkungsstätte offiziell aufgrund von Oberschenkelproblemen verpasste.
Nach der Pause war Schalke zunächst etwas mutiger und ging durch eine Standardsituation und einem McKennie-Kopfball überraschend in Führung. Fortuna reagierte wütend und glich nach einem Patzer von Schalkes Keeper Markus Schubert, der einen 30-Meter-Freistoß von Kevin Stöger nach vorne abprallen ließ, durch Hennings zwölftes Saisontor aus. Wenig später war es dann ein haarsträubender Defensivfehler, der Fortuna die Führung bescherte. Ozan Kabak bediente bei seinem ersten Spiel seit Ende Februar für Schalke Fortunas Karaman, der zum verdienten Sieg einköpfte.
(dpa)