Trauerspiel: Argentinien ohne seinen Messi nur Durchschnitt

Madrid – Selbst die Aufmunterung von Lionel Messi half nicht. Zur Halbzeit besuchte Argentiniens angeschlagener Superstar seine Teamkollegen in der Kabine und versuchte sich als Motivator.

Es war vergebens: Der zweimalige Fußball-Weltmeister kassierte mit dem 1:6 gegen Spanien in Madrid die schwerste Niederlage seit fast einem Jahrzehnt. Die Mannschaft von Trainer Julen Lopetegui hingegen zeigte nach dem 1:1-Unentschieden in Deutschland erneut eindrucksvoll, dass sie bei der Weltmeisterschaft im Sommer in Russland um den Titel mitspielen will – und auch kann.

«Ohne Messi gibt es kein Paradies und keine Hoffnung», titelte hingegen die argentinische Zeitung «La Nación». «Die Nationalmannschaft ist zu einem durchschnittlichen Team geworden.» Messi hielt es noch nicht einmal bis zum Schluss aus. Nachdem er mit ansehen musste, wie die Spanier Stück für Stück die Defensive des Vizeweltmeisters zerlegten, verließ er bereits knapp zehn Minuten vor Abpfiff enttäuscht die Tribüne im Stadion Wanda Metropolitano, der neuen Spielstätte von Atlético Madrid.

«Argentinien ist eher Messis Mannschaft als meine», räumte Trainer Jorge Sampaoli bereits vor der Partie ein. Tatsächlich tun sich die eigentlich immer als WM-Mitfavorit gehandelten Südamerikaner ohne Messi schwer. Bei vier der letzten fünf Niederlagen Argentiniens war der Starstürmer aus Barcelona nicht dabei. Wenn Messi nicht auf dem Spielfeld steht, kann die stolze «Albiceleste» auch mal vier Tore gegen Nigeria kassieren wie im November vergangenen Jahres.

Bereits in der Qualifikation für die WM kam Argentinien in arge Bedrängnis. Erst am letzten Spieltag löste Messi mit einem Hattrick gegen Ecuador das Ticket nach Russland. Die Niederlage gegen Spanien reiht sich nun in die Negativ-Annalen der Mannschaft ein: Bei der Weltmeisterschaft in Schweden 1958 verloren die Argentinier 1:6 gegen die Tschechoslowakei, auf dem Weg zur WM 2010 – wo es das schmähliche 0:4 im Viertelfinale gegen die DFB-Auswahl gab – fertigte Bolivien in der Höhe von La Paz die Argentier 2009 mit 6:1 ab.

Die Spanier hingegen können nach dem nächsten großen Auftritt nun selbstbewusst ihre WM-Mission fortsetzen. «Spanien macht Argentinien platt und reicht offiziell seine Kandidatur für die Weltmeisterschaft ein», schrieb die Zeitung «Mundo Deportivo». Vor allem der dreifache Torschütze Isco begeisterte die Fans.

Nationaltrainer Lopetegui warnte allerdings vor vorzeitigem Triumphgeheul im Land des Weltmeisters von 2010. «Die Euphorie der Leute lässt sich nicht kontrollieren, und ich will mich mit niemandem streiten, weil er an die Mannschaft glaubt», sagte der spanische Coach. «Aber was wir intern machen müssen, ist etwas anderes. Wir brauchen Ruhe und Besonnenheit. Eine Weltmeisterschaft ist etwas ganz anderes als ein Freundschaftsspiel.»


(dpa)

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