Trainer Valverde soll Barça wieder an die Spitze bringen

Barcelona (dpa) – Ernesto Valverde ist in Spanien vor allem unter seinem Spitznamen bekannt: «El Txingurri» – baskisch für «die Ameise». Das Insekt steht nicht nur für Fleiß und Disziplin, sondern auch für den unermüdlichen Einsatz für das Gemeinwohl.

Eine treffende Umschreibung für den neuen Coach des FC Barcelona, der den Spitzenclub rund um Superstar Lionel Messi und Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen zurück in die hohen Sphären des internationalen Fußballs führen soll. Aber wer ist der Mann, der offiziell von Club-Präsident Josep Maria Bartomeu als Nachfolger des scheidenden Luis Enrique präsentiert wurde?

Seine Biografie in Kurzform besagt: 53 Jahre alt, geboren in der westspanischen Provinz Cáceres, verheiratet, Vater von drei Kindern. Aktive Profi-Karriere als Stürmer von 1983 bis 1997, dann Trainerkarriere bei verschiedenen Clubs im In- und Ausland. 

Zuletzt hatte Valverde den Erstligisten Athletic Bilbao auf den siebten Tabellenplatz geführt. Die UEFA lobte, das Team habe «ein flexibles Offensivpressing mit vielen Positionsrochaden» gezeigt. Valverde habe auf die Arbeit seines Vorgängers Marcelo Bielsa aufgebaut und seiner Mannschaft mehr Stabilität verliehen. «Das Ergebnis: Unterhaltsamer Fußball und Kopfschmerzen beim Gegner.»

Nun soll er die Dinge in Barcelona richten, denn dort lief es in der vergangenen Saison alles andere als rund. Die Meisterschaft in der Primera División mussten die Katalanen dem Erzrivalen Real Madrid überlassen, nachdem sie den Titel zuvor zwei Mal in Folge gewonnen hatten, und auch in der Champions League schieden die Blaugrana bereits im Viertelfinale gegen Juventus Turin aus. Einziges Trostpflaster für Enrique war der Gewinn des spanischen Pokals am Wochenende gegen Deportivo Alavés.

Neben Sevilla-Coach Jorge Sampaoli und Enriques Assistenten Juan Carlos Unzue galt Valverde seit Wochen als Spitzenkandidat für den Posten beim Renommierclub. Nachdem bekannt geworden war, dass Sampaoli argentinischer Nationaltrainer wird und Unzue zu Celta Vigo geht, war die Entscheidung klar. «Er hat die Fähigkeit, das Urteil, das Wissen und die Erfahrung», betonte Bartomeu. «Er ist ein hervorragender Trainer, er kennt die spanische Liga.»

Genau wie seine Vorgänger Pep Guardiola und Luis Enrique hat Valverde als Profi selbst für die Katalanen gestürmt – von 1988 bis 1990 unter Johan Cruyff. Seine Trainerkarriere begann er 2003 in Bilbao und coachte danach Espanyol Barcelona, Olympiakos Piräus, den FC Villarreal und den FC Valencia, bevor er 2013 wieder ins baskische Bilbao ging. In seiner Karriere hat er nicht weniger als sechs Trophäen geholt, fünf für Olympiakos und eine mit Athletic.

Zurückhaltend, intellektuell, ein Bücherwurm mit Passion für Schwarz-Weiß-Fotografie, so beschrieb ihn die Zeitung «El País» am Dienstag. «Er ist ein ganz normaler Kerl», loben ihn seine Schützlinge aus Bilbao. «Wir wünschen ihm nur das Beste.»

Während der Reisen zu den wichtigen Partien spiele er mit Begeisterung Schach gegen einen Computer, heißt es. Nach eigenen Angaben sieht Valverde darin viele Parallelen zum Fußball: «Kontrolle des Mittelfelds, Räume, Flanken, Schwächen, numerische Überlegenheit, Mobilität, Spielkombinationen und Initiativen.»

Sein Konzept erklärt er so: «Das wichtigste Gut eines Vereins sind die Spieler, darüber darf es keine Zweifel geben.» Ein Trainer sei nur dafür da, um zu ermöglichen, dass die Spieler auf dem Platz ihr ganzes Talent zur Geltung bringen könnten. Fokus auf das Gemeinwohl also – typisch für eine fleißige Ameise.

(dpa)