Frankfurt/Main (dpa) – Er ist der Mann des Länderspiel-Jahres 2019, er traf beim gelungenen Jahresabschluss dreifach – und er trägt die größten Hoffnungen für das EM-Jahr 2020.
Joachim Löw sieht Serge Gnabry nach 13 Tore in 13 Länderspielen einfach als «extrem wichtig». Bayern-Kollege Leon Goretzka, der beim 6:1-Torefestival gegen Nordirland zum Abschluss der EM-Ausscheidung immerhin zwei Mal einnetzte, sah Gnabry als Vollender «schon richtig stark».
Aber Gnabry trifft nicht nur, Gnabry gibt dem deutschen Spiel auch den besonderen Pfiff. «Torjäger sind immer wichtig», betonte Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff und fügte gleich an: «Er ist nicht nur einer, der die Tore macht. Sondern auch durch seine Aktionen immer wieder ein Spiel belebt. Durch schnelle Einzelaktionen die Mannschaft immer wieder aufwecken kann.»
Neun Treffer hat Gnabry in diesem Jahr im Adler-Trikot geschossen. «Ich versuche, in jedem Spiel mein Bestes zu geben als Mittelstürmer. Versuche, oft im Strafraum zu sein. Es gelingt mir derzeit sehr gut», bemerkte Gnabry, immer mit einem spitzbübischen Lächeln im Gesicht. «Wem soll ich jetzt antworten», fragte der 24-Jährige, als gleich mehrere Reporterfragen gleichzeitig auf ihn einprasselten.
«Das Ergebnis lässt uns gute Laune haben», stellte Gnabry zunächst einmal fest. Souverän die EM-Ausscheidung in Gruppe C gewonnen, den vielen Widrigkeiten und personellen Ausfällen getrotzt: Jetzt kann das EM-Jahr kommen, das auch wieder ein Gnabry-Jahr werden soll. «Ich versuche, einfach so weiter zu machen», sagte der Münchner Profi, der auf dem Weg zum Superstar beim viermaligen Weltmeister ist.
«Ich kenne ihn, seit wir 13, 14 waren. Er war schon immer ein Spieler mit herausragenden Fähigkeiten», berichtete Goretzka, der beim letzten Länderspiel 2019 mit einem Doppelpack auf dem Rasen ebenfalls für sich selbst warb. In der Vergangenheit sei Gnabry oft verletzt gewesen, «immer so ein bisschen aus dem Rhythmus rausgekommen, jetzt hat er sich stabilisiert, auch körperlich, das sieht man auf den Platz», erklärte Goretzka. Gnabry beschrieb seinen Weg heraus aus schlechteren Zeiten so: «Immer, wenn man arbeitet, kriegt man etwas zurück. Ich habe nie den Kopf in den Sand gesteckt und immer an mich geglaubt.»
Herausgekommen ist ein Trumpf für Deutschland. Die Gegner bekommen den flinken Offensivspieler nie so richtig zu greifen. «Wenn andere in die Spitze gehen, kommt er raus. Er ist technisch überragend gut, denn er macht bewusste Tore. Er legt sich die Bälle zurecht», beschrieb Joachim Löw den speziellen Gnabry-Stil. «Manchmal läuft es immer – wie jetzt. Aber es kann nicht immer so gut laufen, das muss man auch verstehen», bemerkte der Torjäger.
Bierhoff sieht Gnabry für das junge DFB-Team nicht nur sportlich als große Bereicherung: «Seine Entwicklung ist toll, auch im Umfeld der Mannschaft. Er nimmt mit seiner positiven Art Einfluss.» Und viele Experten meinen, Gnabry sei noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung. «Wieviel Tore soll er denn schießen?», meinte Kollege Goretzka dazu: «Dass der Anspruch an ihn wächst, ist auch klar. Aber er kann damit umgehen.»
Routinier und Ex-Weltmeister Toni Kroos sagt Gnabry bereits eine Top-Karriere voraus, die an seine eigene anknüpfen könnte. «Ich halte sehr viel von Serge, nicht erst seit seinen drei Toren heute. Er ist ein toller Spieler und hat einen tollen Charakter», sagte der Real-Madrid-Star: «Deshalb bin ich mir sicher, dass er unabhängig von der Nationalmannschaft eine riesen Karriere haben wird.»
(dpa)