Tel Aviv – Die «New York Times» schrieb einmal von Maodo Lo als «Künstler mit einem Basketball». Bei der EM in Tel Aviv beweist der deutsche Nationalspieler, dass er auch einen Blick für die Feinheiten abseits des Parketts besitzt.
«Tel Aviv ist eine richtig krasse Stadt – sehr ähnlich zu Berlin, nur mit dem Strand und anderem Wetter», sagt der gebürtige Berliner auf der sonnendurchfluteten Terrasse des Teamhotels. «Der Altbau und der orientalische Einfluss durch die arabische Kultur in Kombination mit der liberalen Einstellung mit Musik auf den Straßen ist hier sehr interessant.»
Das Faible für Kultur und Kunst kommt nicht von ungefähr. Lo ist Sohn des Senegalesen Alioune und der zeitgenössischen Malerin Elvira Bach. Mit seiner Mutter, die als Vertreterin der Neuen Wilden Ende der 70er-Jahre begann und in Tel Aviv mit einer Druckerei zusammenarbeitete, besuchte der 25-Jährige früher bereits mehrfach die israelische Metropole. «Für mich ist Basketball Kunst, wenn ich Maodo dabei zusehe, weil wir beide unsere Hände nutzen, um etwas zu kreieren und Impressionen zu erschaffen», sagte Bach der «New York Times», als Lo noch für die Columbia University spielte.
Inzwischen gehört der Aufbauspieler zur Rotation bei Meister Brose Bamberg und ist seit schon seit drei Jahren fester Bestandteil der deutschen A-Nationalmannschaft. Bei der Europameisterschaft übernimmt er in den Pausen von Dennis Schröder die Regie über den Angriff oder spielt direkt an der Seite des NBA-Jungstars.
«Maodo macht einen guten Job. Er hat einen Riesenschritt gemacht in Bamberg», sagte Schröder über Lo. «Wir sind viel zusammen auf dem Feld – das ist eine tödliche Kombo.» Auch wenn sein Distanzwurf in den ersten drei Partien noch nicht fiel, zeigte Lo vor allem bei der Niederlage gegen Israel unter anderem mit sechs Assists eine ansprechende Leistung.
Schon früh im Nationalteam habe ihm der heutige deutsche Anführer geholfen, berichtet der gut ein Jahr ältere Lo. «Er hat mir viele Tipps und Selbstbewusstsein gegeben», erinnert er. «Das hat auf jeden Fall geholfen. Ich habe mir auch versucht, vor zwei Jahren spielerisch etwas abzugucken – wie er zum Beispiel Layups finished» – also wie Schröder seine Korbleger im Ring unterbringt.
In der holprigen EM-Qualifikation vor einem Jahr startete Lo während der Länderspielpause Schröders bereits als Aufbau. Und eigentlich wäre ihm diese Rolle auch nach der EuroBasket bei den Qualifikationsspielen für die WM 2019 zugedacht. Doch durch den Streit zwischen Weltverband FIBA und der privatwirtschaftlich organisierten Euroleague ist die Teilnahme der Profis von Teams aus der Königsklasse, also auch Bamberg, derzeit stark gefährdet.
«Es ist schwierig für die Spieler», betont Lo. «Wenn es keine Einigung zwischen den Verbänden gibt, liegt es nicht in der Macht des Spielers. Ich hoffe, dass es diese in der Zukunft geben wird – weil es sonst anders nicht funktionieren kann.»
(dpa)