New York – In einer spektakulären Nachtschicht hat Titelverteidiger Rafael Nadal bei den US Open den Österreicher Dominic Thiem niedergerungen und ist in das Halbfinale eingezogen.
Der Tennis-Weltranglisten-Erste gewann um 2.03 Uhr am Mittwochmorgen in New York 0:6, 6:4, 7:5, 6:7 (4:7), 7:6 (7:5). Die Partie gegen den Weltranglisten-Neunten war erst nach 4:49 Stunden entschieden. Nadal trifft im Halbfinale am Freitag auf den Argentinier Juan Martin del Potro. Der US-Open-Sieger von 2009 bezwang den Amerikaner John Isner 6:7 (5:7), 6:3, 7:6 (7:4), 6:2.
«Das war eine große Schlacht. Es tut mir sehr, sehr leid für Dominic, er ist ein Freund, ein großartiger Junge», sagte Nadal, der auf die andere Seite des Netzes ging und seinen Konkurrenten lange umarmte. Als TV-Experte für Eurosport schwärmte Boris Becker, der vor dem Match den Münzwurf vorgenommen hatte, von zwei Siegern und fügte hinzu: «Nadal hat das Unmögliche möglich gemacht. Was für ein Match!»
In einer Revanche für das French-Open-Endspiel, das Nadal vor drei Monaten gewonnen hatte, gab er zum Erstaunen der Fans den ersten Satz ohne Spielgewinn ab und wirkte physisch nicht auf der Höhe. Nur 2006 im verlorenen Wimbledon-Finale gegen Roger Federer und 2004 beim US-Open-Aus gegen Andy Roddick verlor der 32-Jährige zuvor bei Grand-Slam-Turnieren den ersten Satz zu null.
Im elften Duell mit Thiem kam Nadal bei immer noch fast 30 Grad und Schwüle danach besser ins Match. Der 25-jährige Niederösterreicher wollte in seinem ersten US-Open-Viertelfinale phasenweise zu viel, hielt aber bis zum bitteren Schluss bravourös dagegen. Nadal fand allmählich wieder zu seinem gewohnten Kampfgeist und holte im dritten Satz einen 3:5-Rückstand noch auf.
Im vierten Durchgang machte er ein 2:4 wett und vergab einen möglichen Matchball mit einem Volleyfehler. Die besseren Chancen im fünften Satz hatte Nadal, doch erst im Tiebreak – der nur bei den US Open auch im entscheidenden Durchgang gespielt wird – fiel nach einem missglückten Schmetterball von Thiem die Entscheidung.
Die sechsmalige Siegerin Serena Williams schaltete zuvor die letzte im Feld verbliebene Top-Ten-Spielerin aus. Die langjährige Nummer eins aus den USA gewann 6:4, 6:3 gegen die Weltranglisten-Achte Karolina Pliskova aus Tschechien. Pliskova stand vor zwei Jahren im Endspiel, unterlag dort aber Angelique Kerber.
Im ersten Satz führte die 26-Jährige 4:2, danach senkte die 36-jährige Williams ihre Fehlerquote und siegte souverän. «Alle haben mich angefeuert, also habe ich mir gesagt, ich muss mich mehr anstrengen. Ich habe keine zehn Jahre mehr vor mir», sagte sie. Die Gewinnerin von insgesamt 23 Grand-Slam-Titeln trifft an diesem Donnerstag im Halbfinale auf die Lettin Anastasija Sevastova. Die Weltranglisten-18. hatte im ersten Viertelfinale Titelverteidigerin Sloane Stephens aus den USA ausgeschaltet.
(dpa)