Oberstdorf – Das Anziehen vor dem Wettkampf ist sichtlich ungewohnt. Axel Teichmann muss neben dem Offiziellen-Leibchen auch Funkgerät, Uhren und Schreibutensilien am und unter seinem Wärmeanzug verstauen.
Früher reichte dem zweimaligen Langlauf-Weltmeister der dünne Rennanzug und die Startnummer. Jetzt ist er Trainer in Ausbildung, betreut aber schon die beiden Weltcup-Starter Victoria Carl und Tim Tscharnke. Er kehrt nach dreijähriger Abwesenheit wieder zur Tour de Ski zurück und wird auch bei der Ski-WM ab 22. Februar in Lahti dabei sein. Rein optisch könnte er wohl sofort wieder einen Wettkampf bestreiten, doch Teichmann winkt ab.
Was die Zahl der Erfolge angeht, ist der mittlerweile 37-Jährige noch immer bester DSV-Läufer. Zwei WM-Titel, zweimal olympisches Silber, ein Gesamtweltcup-Triumph, vier Etappensiege bei der Tour de Ski – gleich drei in der Saison 2008/2009, als er in der Gesamtwertung Dritter wurde – stehen zu Buche. «Statistiken führe ich nicht, aber es wird schon stimmen», sagt Teichmann.
Als er nach Olympia 2014 die Ski in die Ecke gestellt hatte, war die Frage, ob er ein Trainerstudium oder eines in der Forstwirtschaft aufnimmt. Beim Deutschen Skiverband (DSV) wollte man auf die Erfahrungen des Weltcup-Gesamtsiegers von 2005 nicht verzichten. Dass er aber sofort als Stützpunkttrainer arbeiten musste, war dann doch etwas Überraschendes für Teichmann.
«Vielleicht ist es besser, zuerst als Assistent zu arbeiten. Die Verantwortung und der Arbeitsumfang sind da lange nicht so groß», sagt der zweifache Familienvater. Training, Studium und Familie unter einen Hut zu bringen ist für einen, der alles 100-prozentig erledigen will, nicht einfach. Teichmann spricht von einer grenzwertigen Belastung.
Seine Aufgaben nennt der Thüringer spannend. Er sei weiter Lernender. Seine Erfahrungen helfen ihm. «Ich will meinen eigenen Weg gehen, möchte keinen Trainer kopieren. Allerdings hat man sich natürlich bei jedem etwas abgeschaut», erzählt er. Seine Schützlinge nehmen dem zweifachen Olympia-Zweiten von Vancouver die Ansagen ab. «Aber nicht, weil ich der Teichmann bin, sondern weil ich es versuche, mit meinem Erfahrungsschatz zu begründen», sagt er.
Dass nicht alles auf Anhieb funktioniert, musste er im vergangenen Jahr erkennen. Mit Tim Tscharnke betreute er einen Athleten, mit dem er in Vancouver Silber im Teamsprint gewonnen hatte und dessen Vorbild er immer war. «Da haben wir beide einiges falsch gemacht. Im Frühjahr haben wir uns dann ausgesprochen und seitdem läuft es sehr viel besser», sagt Teichmann. Mehr denn je sind nun auch psychologische Fähigkeiten gefragt. Auch in dieser Hinsicht lernt er täglich dazu.
Sein Ziel ist es, die Athleten besser zu machen und so zu unterstützen, dass sie sich selbst verwirklichen können. «Auch das ist nicht einfach und eine Frage des Zeitmanagement», berichtet der Coach, der in Oberhof in seiner Trainingsgruppe fünf Herren und zwei Damen betreut. «Anfangs dachte ich, mit Jungs zu arbeiten sei einfacher. Das habe ich dann revidiert. Aber auch die Mädels sind eigen. Im Endeffekt nimmt es sich nicht viel.»
In diesem Jahr will er sein Trainer-Diplom machen. Und sich danach richtig in die Arbeit stürzen. «Der Langlauf ist eine sehr schöne Sportart, dass kann man der Öffentlichkeit aber nur mit Erfolgen deutlich machen. Wenn ich dazu beitragen kann, dass von mir betreute Athleten erfolgreich sind, dann wäre das ein guter Lohn.»
(dpa)